Luxemburg, 13. Juli 2020 9 Greenpeace-AktivistInnen stellten heute Morgen zwei überdimensionale Warnaufsteller mit dem Hinweis “Caution – Greenwash” vor dem Eingang des staatlichen Pensionsfonds auf. Entgegen der Behauptungen des Pensionsfonds, der auch als Fonds de Compensation (FDC) bekannt ist, dass große Teile des Fonds nachhaltig und sozial verantwortlich investiert würden, investierte der FDC allein im Jahr 2019 über eine halbe Milliarde Euro in klimaschädliche Kohle-, Öl- und Gasunternehmen wie Shell, BP, Total und Chevron [1]. Greenpeace stellt sich gegen dieses irreführende Marketing und fordert von Regierung und Parlament umgehende Maßnahmen, damit der FDC die öffentlichen Gelder aus Unternehmen des fossilen Brennstoffsektors abzieht.

Der Pensionsfonds investiert meine Rente in genau die Unternehmen, die die Klimakrise befeuern und mir meine Zukunft nehmen. Ich bin heute hier, um zu sagen, dass es mir reicht! Die Manager des Fonds riskieren unsere Zukunft und wir sind hier, um endlich darauf aufmerksam zu machen”, sagte Marguerite, eine der AktivistInnen.

Insgesamt haben bereits 1.237 Institutionen weltweit de-investiert, die zusammen ein Vermögen von mehr als 14 Billionen US-Dollar repräsentieren. Bei 13% dieser Institutionen handelt es sich um Pensionsfonds [2] und die Zahl wächst weiter. Erst im März 2020 hatte der schwedische Pensionsfonds AP1 bekannt gegeben, sämtliche Investitionen in fossile Brennstoffunternehmen zu stoppen, und dies mit finanziellen Ursachen begründet [3]. Der Ausstieg aus den fossilen Energien muss kein finanzielles Risiko bedeuten, im Gegenteil. In den letzten fünf Jahren haben Indizes ohne fossile Energien besser abgeschnitten als Indizes mit fossilen Energien.

“Immer mehr Banken, Versicherungsunternehmen, Pensions- und Investmentfonds schließen sich dem „Fossil Fuel Divestment“ an, beenden also ihre Investitionen in Öl, Gas und Kohle. Doch weder Klimakrise noch Kohlenstoffblase scheinen die FDC-Manager und den verantwortlichen Minister für soziale Sicherheit Romain Schneider zu interessieren. Damit gefährden sie nicht nur die Zukunft des Planeten, sondern auch die Interessen der künftigen Rentner”, erklärte Martina Holbach, Kampaignerin für Klima und Finanzen bei Greenpeace Luxemburg.

Am 2. Juli mussten der Minister für soziale Sicherheit Romain Schneider und FDC-Präsident Fernand Lepage in der zuständigen Parlamentskommission Rede und Antwort zur Investitionspolitik des FDC stehen. Informationen von Greenpeace Luxemburg zufolge brachte die Kommissionssitzung jedoch keine Fortschritte: sowohl Minister Romain Schneider als auch FDC-Präsident Lepage verteidigten die klimaschädliche Investitionspolitik des FDC.

“Angesichts der Fahrlässigkeit des FDC fordern wir die Regierung und das Parlament auf, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen und öffentliche Gelder von umweltschädlichen Unternehmen abzuziehen”, erklärte Myrna Koster, Kampaignerin für Klimagerechtigkeit bei Greenpeace Luxemburg. “Dies wäre über den Schutz unserer Lebensgrundlagen sowie der Menschenrechte hinaus ein wichtiger Beitrag für die langfristige Sicherung der Renten heutiger und zukünftiger Generationen.”


Anmerkungen

Fotos der Protestaktion sind der E-Mail angehängt.

Weitere Informationen finden Sie in dem Greenpeace-Briefing “Divestment aus fossilen Energien: Gut für’s Klima und gut für unsere Renten” (Download unter https://www.greenpeace.org/static/planet4-luxembourg-stateless/2020/07/6a9e2933-briefing_divestment-aus-fossilen-energien.pdf)

[1] Greenpeace Luxemburg hat den im Mai veröffentlichten Jahresbericht 2019 des FDC analysiert und kam zu dem Schluss, dass dieser weiterhin kontinuierlich in Kohle-, Öl- und Gasunternehmen investiert. Der FDC investierte allein im Jahr 2019 mehr als 256 Millionen Euro in einige der größten Kohleunternehmen der Welt und mehr als 385 Millionen Euro in Öl- und Gasunternehmen (darunter auch Hersteller von Ölsanden und Fracking-Gas). Mehrere der nachhaltig verwalteten Teilfonds, darunter einige ESG-zertifizierte Teilfonds, investierten in globale Umweltverschmutzer wie Shell, Total, BP, Chevron, Equinor und Fortum.

[2] Beispiele hierfür sind der staatliche Pensionsfonds Norwegens GPFG (Government Pension Fund-Global), Allianz, Axa, Generali, MunichRe, Amundi, AP1, AP4, Storebrand und KLP.

Quellen:

https://gofossilfree.org/divestment/commitments/

https://www.theguardian.com/environment/2015/jun/05/norways-pension-fund-to-divest-8bn-from-coal-a-new-analysis-shows

https://www.reuters.com/article/us-norway-swf-oil/norway-sovereign-wealth-fund-to-divest-oil-explorers-keep-refiners-idUSKBN1WG4R9

https://www.norges-bank.no/en/news-events/news-publications/News-items/2020/2020-05-13-spu

https://urgewald.org/divestment-erfolge

[3] “Die Veräußerung von fossilen Brennstoffen ist eine effiziente Möglichkeit für den Fonds, das finanzielle Risiko zu bewältigen, das mit einem Übergang im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen verbunden ist” – Urban Hansson Brusewitz, Vorsitzender des schwedischen Fonds AP1 https://www.reuters.com/article/climatechange-investments-sweden/swedish-pension-fund-joins-move-to-end-fossi l-fuel-investments-idUSL8N2B97HA

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