Luxemburg, 26. März 2020 – Der Präsident des Fonds de Compensation (FDC) Fernand Lepage hat in einem Brief an Greenpeace Luxemburg angekündigt, dass der Fonds im dritten Quartal 2020 einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen wird [1]. Lepage erklärte in seinem Schreiben vom 12. März 2020 dieser Bericht enthielte unter anderem eine detaillierte Analyse des Kohlenstoff-Fußabdrucks und der klimabedingten finanziellen Risiken der Investitionen des FDC. Greenpeace begrüßt diese Entscheidung, erneuert aber den Appell an die Entscheidungsträger des FDC, seine Investitionen in Unternehmen aus dem Bereich der fossilen Brennstoffe zu beenden.

“Die Entscheidung, die klimabedingten finanziellen Risiken und den Kohlenstoff-Fußabdruck der Investitionen des Pensionsfonds zu bewerten, ist ein wichtiger erster Schritt. Letztendlich muss der FDC jedoch seine finanzielle Unterstützung für Unternehmen im Bereich der fossilen Brennstoffe beenden. Wir fordern den FDC auf, seine Investitionen mit dem Pariser Abkommen in Einklang zu bringen”, erklärt Martina Holbach, Klima- und Finanz-Campaigner von Greenpeace Luxemburg. “Die Regierung ist verpflichtet, uns alle zu schützen – das gilt für die Klimakrise wie auch für alle anderen Krisen. Wir alle erleben derzeit eine Gesundheitskrise, die zeigt, wie grundlegende Veränderungen mutiges Handeln und die Rechenschaftspflicht der Regierung gegenüber den Menschen erfordern. Um das Schlimmste zu verhindern, müssen diejenigen, die die Klimakrise anheizen, zur Verantwortung gezogen werden. Das ist absolut machbar“.

Um das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten, muss Luxemburg unverzüglich die Lücke zwischen seinen Klimaschutzverpflichtungen und den Investitionsentscheidungen des Pensionsfonds schließen. Der FDC sollte dem Beispiel wichtiger Finanzinvestoren wie dem schwedischen öffentlichen Pensionsfonds AP1 [2] folgen und seine Investitionen in Unternehmen des Kohle-, Öl- und Gassektors beenden.

Die Entscheidung des FDC, die Treibhausgasemissionen und die klimabedingten finanziellen Risiken seiner Investitionen zu analysieren, stellt einen wichtigen Präzedenzfall für Luxemburg dar. Die luxemburgische Finanzaufsichtsbehörde betrachtet die Berichterstattung und Offenlegung dieser Informationen, um im besten Interesse von Pensionsfonds-Begünstigten und Finanzinvestoren zu handeln (auch bekannt als treuhänderische Pflichten), bislang nicht als erforderlich. Während die Regierung Luxemburg als grünes Finanzzentrum bewirbt, ist die 4700 Milliarden Euro schwere Investmentfondsbranche des Landes bislang nicht dazu verpflichtet, die von ihr finanzierten Kohlenstoffemissionen zu überwachen und offenzulegen. Allein die Emissionen der Aktienportfolios werden auf 300 bis 400 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr geschätzt [3], was dem 30- bis 40-fachen der direkten Emissionen Luxemburgs entspricht.

“Wir fordern die luxemburgische Regierung auf, eine obligatorische Klimaberichterstattung für die gesamte Finanzindustrie einzuführen. Die Klimakrise ist nicht nur für den Planeten gefährlich, sondern auch für den Finanzsektor, der für die Wirtschaft unseres Landes eine außerordentlich große Bedeutung hat. Wir brauchen regulatorische Maßnahmen, um kohlenstoffintensive Investitionen einzudämmen”, erklärt Myrna Koster, Campaignerin für Klimagerechtigkeit bei Greenpeace Luxemburg.“Die Zeit der freiwilligen Verpflichtungen ist vorbei. Die Regierungen müssen ihre Verantwortung für das Klima übernehmen und die Verursacher der Klimakrise zur Verantwortung ziehen”.


Anmerkungen:

[1] Im September 2019 reichte Greenpeace Luxemburg einen Antrag auf einstweilige Verfügung vor dem Verwaltungsgericht ein, nachdem der Minister für soziale Sicherheit Romain Schneider sich weigerte, auf ein Schreiben zu antworten, in dem die NGO Informationen über die Investitionen des Fonds in fossile Brennstoffe und seine klimabedingten finanziellen Risiken angefragt hatte. Im Dezember 2019 erklärte das Verwaltungsgericht die Klage von Greenpeace gegen den Minister für soziale Sicherheit für zulässig und betonte, dass der Minister seine gesetzliche Verpflichtung nicht eingehalten habe. Nach Ansicht des Gerichts gab es jedoch keine rechtliche Grundlage für den Minister, sich an das Pariser Abkommen zu halten noch über die von Greenpeace Luxemburg angeforderten klimarelevanten Informationen zu verfügen.

[2] Am 16. März kündigte der öffentliche schwedische Pensionsfonds AP1 an, dass er seine Investitionen in Unternehmen des fossilen Brennstoffsektors aufgrund der finanziellen Risiken von Kohle, Öl und Gas beenden wird. Weitere Informationen finden Sie hier.

[3] Greenpeace sind keine offiziellen Statistiken darüber bekannt, wie viel CO2 die in Luxemburg ansässigen Fonds jährlich verursachen. Schätzungen zufolge ist das gesamte Aktienportfolio der luxemburgischen Fonds für jährlich 300-400 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich. Diese Zahlen umfassen direkte Emissionen (Bereich 1) und Emissionen aus zugekaufter Energie (Bereich 2), nicht jedoch indirekte Emissionen, die aus der Wertschöpfungskette und der Produktnutzung (Bereich 3) stammen. Weitere Informationen finden Sie hier.

Coal Fired Power Plant in the Rhenish Lignite Mining Area. © Bernd Lauter / Greenpeace Machen Sie mit!