Tokio, Japan, 11. März 2019 – Greenpeace Japan gab heute nach neuen bekannt, dass die japanische Regierung absichtlich Menschenrechtsorganen und Experten der Vereinten Nationen über die anhaltende Nuklearkrise in den Fukushima-Gebieten in die Irre geführt hat. [1]

Arbeiter an der Schule in Namie, Präfektur Fukushima

Arbeiter an der Schule in Namie, Präfektur Fukushima

Der Bericht „​On the Frontline of the Fukushima Nuclear Accident: Workers and Children​“ deckt auf, dass in beiden Sperrzonen, sowohl in den Ausschlusszonen als auch in den offenen Gebieten, trotz Bemühungen zur Dekontaminierung noch hohe Strahlenbelastung herrscht. Greenpeace dokumentiert außerdem, inwiefern die Regierung damit Menschenrechts-Konventionen und -Richtlinien, insbesondere betreffend Arbeiter-Innen und Kinder, verletzt.

“​Die Strahlungswerte, die in den Gegenden gemessen wurden, in denen einige dieser Dekontaminationsarbeiter-Innen tätig sind, würden als gefährlich innerhalb einer Atomzentrale eingestuft werden​”, erklärt Roger Spautz, Nuklear-Campaigner bei Greenpeace Luxemburg. “​Diese Arbeiter-Innen werden schlecht bezahlt, sind hoher Strahlung ausgesetzt und riskieren, ihren Job zu verlieren, sollten sie sich hierzu äußern. UN-Menschenrechts-Sonderberichterstatter sind absolut berechtigt, die japanische Regierung vor diesen Risiken und Verstößen zu warnen.​“ [2]

Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung von Greenpeace Japan umfassen:

● Das Strahlungsniveau in der Ausschlusszone und den erhöhten Evakuierungsbereichen von Namie und Iitate bilden ein erhebliches Risiko für die Öffentlichkeit, einschließlich Kinder. Die Niveaus liegen zwischen fünf bis über 100 Mal höher als das international empfohlene Maximum und werden es für viele Jahrzehnte und bis zum nächsten Jahrhundert bleiben. [3]

● In der Ausschlusszone in Obori, Namie, liegen die durchschnittlichen Strahlungswerte bei 4,0 μSv pro Stunde. Diese Werte sind so hoch, dass wenn ein-e Arbeiter-In, der/die ein Jahr über acht Stunden am Tag dort arbeiten würde, einer Dosis ausgesetzt wird, die mehr als hundert Röntgenaufnahmen der Brust entspricht.

● In einem Wald gegenüber einem Kindergarten und einer Schule in Namie, in dem die Evakuierungsverordnung aufgehoben wurden, betrug die durchschnittliche Strahlenbelastung 1,8 μSv pro Stunde. Alle 1.584 gemessenen Punkte übertrafen das langfristige Dekontaminationsziel der japanischen Regierung von 0,23 μSv pro Stunde. In 28% dieses Bereichs könnte die jährliche Dosis der Kinder 10 bis 20 Mal höher sein als der international empfohlene Höchstwert.

● Die Ausbeutung von Arbeiter-Innen ist weit verbreitet, darunter das Einstellen von Benachteiligten und Obdachlosen, unzureichende Schulung in Punkto Strahlungsschutz, die Fälschung von Kennzeichnungen und Gesundheitszeugnissen, sowie unzuverlässige, amtliche Aufzeichnungen.

Ein ehemaliger Dekontaminationsarbeiter, Herr Minoru Ikeda, über den im Greenpeace-Japan-Bericht berichtet wird, sagt, er habe sich unmenschlich behandelt gefühlt.

„​Jemand hat es mit der Sklaverei verglichen. Ich habe diesen ‘Tatort’ hautnah erlebt und möchte das die Welt weiss, was hier abläuft. Ich fordere die japanische Regierung dazu auf, die Gesundheit der Arbeiter-Innen zu respektieren, diesen gefährlichen Jobs ein Ende zu setzen und die Arbeiter-Innen angemessen zu unterstützen“​ , so Herr Ikeda.

Der Bericht erscheint einen Monat, nachdem der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes eine Reihe von Empfehlungen an die japanische Regierung abgegeben hat. Sollten diese umgesetzt werden,so würden sie der derzeitigen Strategie in Fukushima ein Ende setzen: Aufhebung der Evakuierungsmaßnahmen, vollständige Entschädigung der Evakuierten und vollständige Umsetzung aller auf Evakuierte und Arbeitnehmer anwendbaren Menschenrechtsverpflichtungen [4].

“​In ihrer Berichterstattung an die Vereinten Nationen hat die japanische Regierung das Ausmaß, die Komplexität und die Strahlungsrisiken in Gebieten von Fukushima, die Arbeitsbedingungen für Arbeiter-Innen, sowie die Missachtung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Kindern absichtlich falsch dargestellt. Die Regierung sollte sich schämen und muss ihre Methoden radikal ändern.​“, erklärt Kazue Suzuki, Energie-Campaigner von Greenpeace Japan.

Die gefährliche Energiepolitik der japanischen Regierung ist Ursprung der Atomkatastrophe von Fukushima und der darauf folgenden Menschenrechtsverletzungen. Die Mehrheit der Japaner fordert den Übergang zu erneuerbaren Energien. Die Regierung strebt jedoch einen Neustart der Kernreaktoren an und erhöht gleichzeitig die Anzahl der Kohlekraftwerke, was zu einem extremen Klimawandel führt“, ergänzt Suzuki. [5]

Im Laufe des Tages wird heute während des Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf eine Zeugenaussage über die Verletzung der Kinderrechte aufgrund der Nuklearkatastrophe von Fukushima und der japanischen Regierungspolitik abgelegt. Diese Aussage wird von einem Vertreter der International Association of Democratic Lawyers (IADL) und im Namen von Greenpeace abgegeben.

ENDE

Fotos und Videos sind ​> hier < ​verfügbar

Anmerkungen:

[1] Bericht: ​On the Frontline of the Fukushima Nuclear Accident: Workers and Children

[2] ​UN News, ​“UN experts cite ‘possible exploitation’ of workers hired to clean up toxic Japanese nuclear plant”​ (16 August 2018)

[3] Die international empfohlene maximale Aussetzungshöhe beträgt 1 mSv pro Jahr, was dem langfristigen Dekontaminierungs-ziel der japanischen Regierung von 0,23 μSv pro Stunde entspricht. Im Jahr 2018 empfahlen die UN-Sonderberichterstatter der japanischen Regierung, dass die maximale Strahlenbelastung auf 1 mSv pro Jahr (einschließlich für Kinder) und nicht auf 20 mSv pro Jahr festgelegt werden sollte, und forderte, dass der Ausbeutung von Dekontaminations-arbeitern dringend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Siehe Nachrichten des Büro des Hochkommissars für Menschenrechte (‘United Nations Human Rights Office of the High Commissioner’). (​16. August 2018​ und ​25. Oktober 2018​).

[4] ​Committee on the Rights of the Child Consideration of Japan​ (1. Februar 2019)

[5] ​Public survey result on climate change by Ministry of Foreign Affairs​ (23. März 2017)

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