Luxemburg, 3. Oktober 2024 – Ein neuer Bericht von Greenpeace Frankreich enthüllt die Anfälligkeit der Atomindustrie im Falle steigender Wasserpegel. Der Bericht identifiziert insbesondere das Gebiet von Gravelines im Norden Frankreichs als überschwemmungsgefährdet, ein Ort, an dem der Stromanbieter EDF den Bau von zwei neuen Atomreaktoren (EPR2) anstrebt [1]. Greenpeace Frankreich als auch Greenpeace Luxemburg verurteilen dieses Vorhaben, das jeder wissenschaftlichen Logik widerspricht.

Angesichts des zunehmenden Klimawandels und einer stetig steigenden Erdtemperatur könnten extreme Wetterereignisse zu immer stärkeren Überflutungen und Überschwemmungen führen und die Anfälligkeit von Atomkraftwerken gegenüber diesen Risiken erhöhen. Das Gebiet von Gravelines zum Beispiel, ein künstlich trockengelegtes Areal, liegt bei den höchsten Gezeiten bereits fast vollständig unter dem Meeresspiegel und ist der Gefahr von Überschwemmungen, insbesondere durch Meeresüberflutung, ausgesetzt [2].

Im Falle einer Extremsituation besteht das existenzielle Ziel eines Kraftwerks darin, den Abtransport des erzeugten Stroms und die Kühlung der Kernreaktoren zu gewährleisten, um eine Kernschmelze und die Freisetzung von radioaktiven Stoffen in die Atmosphäre und das Wasser zu verhindern. Doch wie lange kann die Sicherheit eines Kraftwerks wie Gravelines gewährleistet werden, wenn die wissenschaftlichen Prognosen sich bestätigen? Was passiert bei einer Verkettung aus extremen Wetterereignissen, einem bereits erheblichen Überschwemmungsrisiko und einem erhöhten Risiko durch den Klimawandel? All diese Fragen werden in den Dokumenten der EDF nicht beantwortet.

Greenpeace kritisiert EDFs schlechtes Risikomanagement im Zusammenhang mit dem Klimawandel, da der Stromanbieter die Sicherheit ihrer Reaktoren nur bis 2070 garantieren könne, wobei ihre Berechnungen auf Referenzwerten basieren, die nicht den schlimmsten Klimaszenarien entsprechen.

Für Roger Spautz, Atomkapagner bei Greenpeace Luxemburg und Frankreich ist eines sicher: „Atomkraft ist nicht die Lösung für den Klimawandel. Es ist dringend notwendig, Maßnahmen zur Energieeffizienz umzusetzen, auf sparsamen Energieverbrauch zu setzen und in erneuerbare Energien zu investieren“.

Mit diesem Bericht fordert Greenpeace die Anwendung des Vorsorgeprinzips und den Verzicht auf den Bau neuer Reaktoren in Gebieten, die zunehmend anfällig für Überschwemmungen und Überflutungen sind.


Notizen

[1] Zur Veranschaulichung des Wasseranstiegs im Gebiet von Gravelines und gemäß unterschiedlicher Szenarien des Weltklimarats (IPCC) hat Greenpeace mehrere kartografische Darstellungen erstellt. Die Karten zeigen, dass im Jahr 2.100 das gesamte Gelände des Kraftwerks Gravelines zeitweise unter dem Meeresspiegel liegen könnte.

[2] Tatsächlich ist das derzeitige Kraftwerk Gravelines, das bereits sechs Reaktoren umfasst und somit die größte Anlage in Europa ist, bereits anfällig für steigende Wasserstände. Das von Schutzdämmen umringte Kraftwerk befindet sich auf einer isolierten Insel, was ernsthafte Zweifel an der Fähigkeit aufkommen lässt, die Reaktorsicherheit bei extremen Wetterereignissen aufrechtzuerhalten.