Luxemburg, 22. Mai 2024 – Mit einer Fahrradtour macht Greenpeace anlässlich des heutigen Internationalen Tags der biologischen Vielfalt auf die Bedeutung des Schutzes und der Wiederherstellung von Natur und Wäldern aufmerksam. Die Tour, die vom Kirchberg, bis zum Finanzministerium mit einem Zwischenstopp beim Umweltministerium führt, ist Teil der Auftaktaktivitäten der weltweiten Greenpeace-Aktionstage zum Schutz der Biodiversität. Angesichts der Klimakrise sowie des dramatischen Rückgangs der Artenvielfalt fordern in den kommenden zwei Wochen Aktivist:innen weltweit die Regierungen auf, ihre Verpflichtungen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Natur im Rahmen des Kunming-Montreal-Abkommens [1] einzuhalten, die Profiteure der Naturzerstörung zu stoppen und Banken und Finanzinstitutionen zu regulieren.

Der Globale Biodiversitätsrahmen von KunmingMontreal wurde Ende 2022 von 196 Ländern unterzeichnet, mit Zielen und konkreten Maßnahmen, um bis 2030 den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und den Trend umzukehren“, erklärt Martina Holbach, Kampaignerin für nachhaltige Finanzen bei Greenpeace Luxemburg. „Doch rund um den Globus wird der Schutz unserer Lebensgrundlagen untergraben, weil Banken und Regierungen Milliarden an privaten und öffentlichen Geldern in genau die Industrien fließen lassen, die zur Zerstörung der Natur beitragen.

Europäische Banken haben einer rezenten Studie [2] zufolge seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 rund 256 Milliarden Euro an Krediten an Unternehmen vergeben, die Wälder, Savannen und andere klimakritische natürliche Ökosysteme gefährden. Die EU ist weltweit das zweitgrößte Finanzzentrum, das diese Rohstoffsektoren finanziert.

Greenpeace fordert die luxemburgische Regierung auf, sich für eine Gesetzgebung einzusetzen, die den Geldfluss an Unternehmen, die die Natur zerstören, stoppt und die den Finanzsektor mit den globalen Klima- und Biodiversitätszielen in Einklang bringt [3]. Banken und Finanzinstitute müssen reguliert werden, damit Geldströme weg von der Zerstörung der Natur hin zu Aktivitäten gelenkt werden, die unser Wohlergehen fördern und unsere natürlichen Lebensräume und Ökosysteme schützen und wiederherstellen.

Der Schutz der Natur ist für unser kollektives Überleben von entscheidender Bedeutung. Sie darf nicht für kurzfristige Profitinteressen geopfert werden”, erklärt Martina Holbach. “Wir sind auf die biologische Vielfalt angewiesen, da sie uns Nahrung, Medizin, Energie, saubere Luft und sauberes Wasser, Schutz vor Naturkatastrophen sowie Erholung und kulturelle Inspiration bietet und alle Lebenssysteme auf der Erde unterstützt. Intakte Wälder und andere Naturgebiete sind unser Sicherheitsnetz, das uns vor den Auswirkungen extremer Wetter- und Klimakrisen schützt. Wir können die Klimakrise und den ökologischen Kollaps nicht bekämpfen, während wir gleichzeitig die Ausrottung der Natur finanzieren.”


Notizen:

[1] Laut dem Globalen Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal  sollen die Staaten unter anderem die Grundlage dafür schaffen, dass Unternehmen und Finanzinstitutionen offenlegen, wie sich ihre Aktivitäten auf die biologische Vielfalt auswirken.

[2] Die Studie konzentriert sich auf JBS, Cargill, Sinar Mas und andere weltweit führende Produzenten, Verarbeiter und Händler von Soja, Rindern, Palmöl, Kautschuk, Holz und anderen Rohstoffen, die ein hohes Risiko der Ökosystem-Zerstörung bergen, sowie auf die Banken, die diese Unternehmen finanzieren.

[3] Die im Mai 2023 verabschiedete EU-Verordnung (EU) 2023/1115 ist ein erster Schritt zur Erfüllung der globalen Klima- und Biodiversitätsverpflichtungen der EU. Sie zielt darauf ab, die Auswirkungen des EU-Konsums zu verringern, indem Unternehmen verpflichtet werden, nur entwaldungsfreie und legal hergestellte Produkte in der EU zu verkaufen. Die derzeitigen EU-Vorschriften beziehen sich zwar auf physische Produkte, die Wälder gefährden und die auf dem EU-Markt in Verkehr gebracht werden, nicht aber auf die Geldströme, die in die Zerstörung von Ökosystemen fließen. Die Europäische Kommission hat einen Zeitplan aufgestellt, um die Rolle des Finanzwesens bei der Entwaldung und Waldschädigung zu überprüfen und gegebenenfalls bis Juni 2025 einen Gesetzesvorschlag vorzulegen.