Luxemburg, 30. April 2024 – Luxemburg, Metz, Berlin, Brüssel oder auch Frankfurt: Diese Städte könnten je nach Wetterlage von einem schweren Atomunfall in Cattenom getroffen werden. Das offenbaren die vom Institut Biosphère in Zusammenarbeit mit Greenpeace Luxemburg erstellten Karten über die Ausbreitung radioaktiver Strahlung.

Anhand der Erstellung von über 1.000 Karten, die jeweils einer Wetterlage in den Jahren 2017, 2018 und 2020 entsprechen, werden die Richtung und die potenzielle Gefahr einer radioaktiven Wolke abgeschätzt, falls es in Cattenom, in unmittelbarer Nähe zur luxemburgischen Grenze, zu einem Unfall vom Typ Fukushima kommen sollte.

Durchschnittlich wären bei den insgesamt 1.096 untersuchten Wetterkonfigurationen mehr als 26 Millionen Menschen innerhalb weniger Stunden einer Strahlenbelastung ausgesetzt, die über dem jährlichen Grenzwert von 1 mSV liegt. 276.000 Menschen müssten voraussichtlich umgehend ihr Zuhause verlassen, während im Umkreis von Cattenom 960.000 Menschen infolge der Kontamination des Bodens von einer Langzeitumsiedlung betroffen wären. Je nach Wetterlage könnte ganz Luxemburg kontaminiert werden, ebenso wie Regionen und Großstädte in den benachbarten Ländern wie Frankreich, Deutschland oder Belgien.

Das in die Jahre gekommene Atomkraftwerk Cattenom, in dem es gravierende Sicherheitsmängel zu verzeichnen gibt, ist eine Bedrohung für Millionen von Menschen in Luxemburg und Frankreich, aber auch in ganz Europa”, erklärt Roger Spautz, Atom-Kampaigner bei Greenpeace Luxemburg.Greenpeace kritisierte bereits mehrfach die Risiken, die von diesem Kraftwerk ausgehen. Im Jahr 2026 wird der Reaktorblock 1 in Cattenom seine ursprüngliche Laufzeit von 40 Jahren erreichen, eine Betriebszeit, die EDF zu verlängern hofft. Ein aktuelles Greenpeace-Gutachten zeigt jedoch die mit einer Laufzeitverlängerung verbundenen Risiken auf und weist darauf hin, dass eine Modernisierung und die geplanten Nachrüstungen nicht ausreichen, um die erheblichen Sicherheitsmängel zu beheben.

Die Luxemburger Regierung muss sich weiterhin klar gegen die Nutzung von Atomenergie aussprechen und sich aktiv gegen eine Laufzeitverlängerung von Cattenom engagieren. Von der Atomsicherheitsbehörde (ASN) erwarten wir nach wie vor, dass sie ihrer Verantwortung gerecht wird und bereits jetzt das Stilllegungsdatum für die Anlage bestimmt. Nur so können wir die Bevölkerung und die Umwelt schützen“, kommentiert Roger Spautz.