Mangelhaftes Sicherheitsniveau in Cattenom trotz geplanter Modernisierung

Luxemburg, 18. April 2024 – Ein neues von Greenpeace Luxemburg in Auftrag gegebenes Gutachten [1] zeigt, dass die geplanten Nachrüstungen der französischen 1.300-MWe-Reaktoren nicht ausreichen, um die offiziellen Sicherheitsvorschriften von Atomkraftwerken (AKW) zu erfüllen. Dazu gehört auch der Reaktorblock 1 in Cattenom, welcher im Jahr 2026 seine ursprüngliche Laufzeit von 40 Jahren erreichen wird. Greenpeace Luxemburg fordert nach Ablauf dieser Frist die endgültige Stilllegung des Reaktors. [2]

Anfang 2024 hat in Frankreich eine erste öffentliche Anhörung über Laufzeitverlängerung der in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke mit 1.300-MWe-Reaktoren begonnen. Dabei handelt es sich um Reaktoren, deren Sicherheitskonzept aus Anfang der 1970ger Jahre stammt, einer Zeit, in der die Anforderungen an die Sicherheit von AKW deutlich geringer waren als heute. Der ursprüngliche Betrieb dieser Reaktoren war auf 40 Jahre ausgelegt, ein darüber hinaus gehender Betrieb war nicht geplant. 

Aus der Studie geht hervor, dass der Reaktorblock Cattenom 1, wie alle französischen Kraftwerke, die mit 1300-MWe-Reaktoren ausgestattet sind, ernsthafte Sicherheitsdefizite im Hinblick auf die derzeit angewandten französischen und internationalen Anforderungen aufweist. Beispiele dafür sind eine mangelnde Redundanz bei den Sicherheitssystemen, der unzureichende Schutz der Anlagen gegen naturbedingte übergreifende Einwirkungen (z.B. lang andauernde hohe Temperaturen, extreme Regenfälle, extreme Stürme), sowie der mangelnde Schutz gegen zivilisationsbedingte Einwirkungen, wie Terrorangriffe oder Flugzeugabstürze.
Eine Modernisierung der mit 1.300-MWe-Reaktoren ausgestatteten Kraftwerke sowie die geplanten Nachrüstungen sind nicht ausreichend, um diese erheblichen Sicherheitsmängel zu beheben.

Roger Spautz, Gründungsmitglied und Atom-Kampaigner bei Greenpeace Luxemburg bestätigt: “Angesichts der Mängel, Unsicherheiten und Risiken, muss die Laufzeitverlängerung von Cattenom 1 verhindert werden. Eine Genehmigung für den Betrieb nach Ablauf der 40-jährigen Laufzeit stellt ein Sicherheitsrisiko für uns alle dar.” 

Von der Luxemburger Regierung fordert die Umweltorganisation weiterhin eine klare Opposition gegen die Nutzung von Atomkraft und ein aktives Engagement gegen eine Laufzeitverlängerung von Cattenom.


Notizen:
[1] Das Gutachten “Analyse von Risiken der 1.300-MWe-Reaktoren in Frankreich, insbesondere unter Beachtung der vorgesehenen Laufzeitverlängerung” wurde bei Reaktorsicherheitsexperte und ehemaligen Mitarbeiter der Gesellschaft für Reaktorsicherheit Prof. Manfred Mertins von der Fachhochschule Brandenburg in Auftrag gegeben. Eine französische Übersetzung der Analyse ist auf der Webseite von Greenpeace verfügbar. Dort finden Sie auch eine deutsche und französische Zusammenfassung des Gutachtens.
[2] Greenpeace Luxemburg startet in diesem Sinn heute eine Petition gegen die Laufzeitverlängerung von Cattenom 1.