Bukarest, Rumänien, 10. April 2024 Durch die Herstellung von IKEA-Möbeln werden einige der letzten Urwälder Europas in den rumänischen Karpaten, darunter auch Natura 2000-Schutzgebiete, bedroht. Eine neue Greenpeace-Untersuchung, die heute veröffentlicht wurde, zeigt, dass mehrere Hersteller, die einige von IKEAs beliebtesten Möbel wie den INGOLF-Stuhl oder das SNIGLAR-Babybett produzieren, mit der Zerstörung besonders schützenswerter Wälder in Verbindung gebracht werden. Mindestens 30 dieser Produkte wurden in IKEA-Einrichtungshäusern in 13 Ländern quer durch Europa gefunden. Greenpeace fordert das schwedische Unternehmen auf, Verantwortung für den Planeten zu zeigen und seine Lieferkette zu säubern, anstatt zu den anhaltenden Klima- und Biodiversitätskrisen beizutragen. 

Dieses einzigartige Naturerbe darf nicht zu Kleiderbügeln oder Möbelstücken verarbeitet werden”, beklagt Martina Holbach, Kampagnerin für nachhaltige Finanzen bei Greenpeace Luxemburg. “Urwälder sind für die Gesundheit unseres Planeten von entscheidender Bedeutung und müssen umgehend geschützt werden. IKEA muss seine eigenen Nachhaltigkeitsversprechen einhalten und seine Lieferketten von der Zerstörung alter Wälder säubern.

Der Bericht “Assemble the truth: Old-growth forest destruction in the Romanian Carpathians” wurde von Greenpeace Mittel- und Osteuropa recherchiert und erstellt. Untersuchungsteams verfolgten die gesamte Lieferkette, von der Prüfung der Genehmigungen und Satellitenbildern von Abholzungsstandorten in den rumänischen Wäldern über die Holzlager und die Möbelhersteller bis hin zu den Regalen der IKEA-Einrichtungshäuser, wo die Produkte letztendlich landen. Die Untersuchung ergab, dass mehrere der Hersteller Holz aus Wäldern mit hohem ökologischem Wert beziehen. Aus öffentlich zugänglichen Informationen geht hervor, dass IKEA bei den meisten dieser Unternehmen  der größte Abnehmer ist, weshalb die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, dass das umstrittene Holz  für die Herstellung der Produkte des Möbelriesen verwendet wird. Dem Bericht zufolge dürfte dies im Falle des Herstellers Plimob mit Sicherheit der Fall sein, da das Unternehmen nahezu ausschließlich für IKEA produziert.

Greenpeace Central Eastern Europe hat dem schwedischen Möbelhaus die Möglichkeit gegeben, sich zu der Recherche zu äußern. IKEA hat die Untersuchungsergebnisse nicht abgestritten.

Greenpeace erkennt an, dass Möbel im Allgemeinen eine gute Möglichkeit sind, Holz zu verwenden, Kohlenstoff zu speichern und Rohstoffe aufzuwerten, doch darf dies nicht auf Kosten der biologisch vielfältigsten Wälder der Erde geschehen. Die Karpaten sind die Heimat von Braunbären, Luchsen, Wölfen und dem europäischen Bison und zählen zu den wichtigsten Rückzugsgebieten für Flora und Fauna auf dem europäischen Kontinent. Unternehmen und Behörden weigern sich jedoch, diese Gebiete als Primärwälder oder Wälder mit altem Baumbestand anzuerkennen, um entsprechende Auflagen zu vermeiden. Als Folge dessen sind  derzeit nur 2,4 Prozent (1700 km²) der rumänischen Waldflächen in den Karpaten vor Abholzungen geschützt. Gleichzeitig zeigen offizielle Daten, dass etwa 7 Prozent der rumänischen Wälder älter als 120 Jahre sind. Laut der EU-Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt müssen diese Wälder jedoch streng geschützt werden. “IKEA muss eine Vorreiterrolle einnehmen und die Politik dazu aufrufen, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um unsere letzten europäischen Urwälder wirksam zu schützen“, schließt Martina Holbach.