Luxemburg, 23. August 2023 – Der neue Greenpeace-Bericht “The Dirty Dozen: The Climate Greenwashing of 12 European Oil Companies” [1] offenbart, dass im Jahr 2022 sechs international führende Ölunternehmen sowie sechs weitere europäische Öl- und Gaskonzerne trotz versprochener Netto-Null-Emissionsverpflichtungen nur knapp 0,3 Prozent erneuerbaren Strom produziert haben. [2]

Frédéric Meys, Campaigner bei Greenpeace Luxemburg, sagte: Während die Erde unter einer noch nie dagewesenen Hitzewelle, tödlichen Überschwemmungen und einer zunehmenden Anzahl von Stürmen leidet, halten die führenden Ölkonzerne an ihrem Geschäftsmodell fest und heizen die Klimakrise weiter an. Ihr Plan zur Dekarbonisierung ist nichts als leere Worte und anstatt uns mit der dringend benötigten kohlenstofffreien Energie zu versorgen, speisen sie uns mit ihrem üblichen Greenwashing ab. Der mangelnde Wille der Öl- und Gasunternehmen, einen echten Wandel einzuleiten, ist ein Verbrechen am Klima und an den kommenden Generationen. Luxemburg spielt den großen Ölkonzernen in die Hände, indem es Ölprodukte niedriger besteuert als seine Nachbarländer. Dasselbe gilt für die luxemburgische Besteuerung, die bereits von der Europäischen Kommission als kontraproduktiv kritisiert wurde, aufgrund einer mangelnden Erhöhung der Abgaben bei umweltschädlichen Aktivitäten.” [3]

Unsere Regierungen müssen sich darauf konzentrieren, unsere Abhängigkeit von kohlenstoffhaltigen Energieträgern schnell zu beenden. Leider können wir nicht auf einen spontanen Wandel der Öl- und Gasunternehmen hoffen. Dem Bericht zufolge flossen nur 7,3 % (bzw. 6,57 Milliarden Euro) der Investitionen der 12 größten Unternehmen in die Erzeugung grüner Energie. Der Rest, d.h. 81,52 Milliarden Euro, wurde wie bisher in die laufende Instandhaltung der Unternehmen investiert. In einigen Fällen wurden die Aktivitäten sogar ausgeweitet. [4] Obwohl alle Anstrengungen darauf gerichtet sein sollten, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, haben BP, Equinor, Wintershall und TotalEnergies im letzten Jahr ihre Investitionen in kohlenstoffarme Lösungen im Vergleich zu 2021 reduziert.

Wenngleich alle 12 Unternehmen ihr Netto-Null-Engagement für 2050 bekannt gegeben und ihre Fortschritte bei den Investitionen in erneuerbare Energien hervorgehoben haben, hat keines von ihnen eine konkrete Strategie entwickelt, mit der dieses Ziel erreicht werden kann.

Schlimmer noch, einige von ihnen haben sich von ihren ehrgeizigen Klimazielen wieder distanziert. Deshalb fordert Greenpeace die europäischen Regierungen auf, diese umweltschädliche Industrie strenger zu regulieren und ihren politischen und wirtschaftlichen Einfluss umgehend zu reduzieren. Dazu gehören auch Maßnahmen, die einen wirklichen Umstieg vom Verbrennungsmotor auf nachhaltigere Verkehrsmittel ermöglichen: eine an die Umweltfolgen angepasste Besteuerung, die Einrichtung zuverlässiger und regelmäßiger öffentlicher Verkehrsnetze und die Beschleunigung von Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur, wie die Einrichtung spezieller Fahrspuren für Busse und Fahrräder. Nicht zuletzt muss unbedingt ein Förderprogramm für die Beschäftigten von Tankstellen erstellt werden, um sie bei ihrer Umschulung sowie beim Abbau der bestehenden Infrastruktur zu unterstützen.


Anmerkungen:

[1] Der vollständige von Greenpeace CEE in Auftrag gegebene und von dem Ölmarktexperten Dr. Steffen Bukold verfasste Bericht “The Dirty Dozen: The Climate Greenwashing of 12 European Oil Companies” ist hier verfügbar.
[2] Die Gewinne, Einnahmen und Investitionen der folgenden 12 Unternehmen wurden in diesem Bericht analysiert: 
– Sechs führende internationale Ölunternehmen: Shell, TotalEnergies, BP, Equinor, Eni und Repsol.
– Sechs europäische Öl- und Gasunternehmen: OMV, PKN Orlen, MOL, Wintershall DEA, Petrol Group und Ina Croatia.
[3] Die Europäische Kommission fordert eine Besteuerung, die sich mehr an der Umweltverschmutzung und weniger am Arbeitsaufwand orientiert. Laut der Europäischen Umweltagentur hat Luxemburg im Zeitraum von 2002 bis 2019 das genaue Gegenteil getan.
[4] Umgerechnet zum durchschnittlichen Wechselkurs im Jahr 2022: 1,0538 USD = 1 Euro, der Prozentsatz ist gerundet, die Durchschnittswerte sind nicht gewichtet.