Luxemburg, 9. November 2022 – Wie gut beraten Luxemburger Banken ihre Kund:innen in Bezug auf klimaverträgliche Geldanlagen? Um dies herauszufinden, hat Greenpeace ein „Mystery Shopping“ bei sechs in Luxemburg ansässigen Banken durchgeführt [1]. Dabei wurden erhebliche Mängel bei den angebotenen Produkten und hinsichtlich der Fachkompetenz der Berater:innen festgestellt. Den Testkund:innen wurden Anlageprodukte als klimaverträglich empfohlen, die nicht mit dem Pariser Klimaabkommen vereinbar sind. Doch die Zeit drängt. Angesichts des immer schneller voranschreitenden Klimawandels fordert Greenpeace von den Luxemburger Banken, umgehend Anlageprodukte anzubieten, die tatsächlich Kapital in eine klimaverträgliche Wirtschaft umlenken. 

“In der Analyse der von den Berater:innen empfohlenen Produkte zeigte sich: Keines der angebotenen Anlageprodukte wird dem Anspruch gerecht, im Einklang mit den Pariser Klimazielen zu investieren“, erklärt Dr. Martin Granzow, Finanzexperte der Nextra Consulting GmbH und Autor des Berichts. „Keines der als klimaverträglich beworbenen Produkte verfolgt einen Reduktionspfad für die Treibhausgasintensität der enthaltenen Unternehmen, der mit dem Ziel einer maximalen globalen Erwärmung von 1,5 Grad vereinbar ist.“

Nachhaltiges Investieren ist „in“. Immer mehr Bankkund:innen möchten ihr Geld nachhaltig anlegen. „Green Finance“ und „Sustainable Finance“ entwickeln sich zunehmend von einer Marktnische zum Mainstream im Finanzwesen. Gleichzeitig wird jedoch deutlich, dass viele „grüne“ Finanzprodukte nicht das halten, was sie versprechen. Für Greenpeace sind die Ergebnisse des Mystery Shoppings ein weiterer Beweis dafür, dass der Luxemburger Finanzplatz mit „Sustainable Finance“ Greenwashing betreibt. 

Einer im September 2022 veröffentlichten Meinungsumfrage zufolge, die von der Luxembourg Sustainable Finance Initiative (LSFI), der Stiftung ABBL und der Finanzaufsichtsbehörde CSSF in Auftrag gegeben wurde, wusste etwa die Hälfte der Befragten nicht oder konnte nur schwer einordnen, was nachhaltige Finanzen sind. LSFI, ABBL und CSSF zufolge besteht nun eine Priorität darin, die Bankkund:innen über nachhaltiges Investieren aufzuklären.

Das Mystery Shopping hat vor allem eines deutlich gemacht: Die Banken müssen zunächst einmal selbst ihre Hausaufgaben, damit sie Kund:innen kompetent über nachhaltiges Investieren beraten können“, erklärt Martina Holbach, Campaignerin für nachhaltige Finanzen bei Greenpeace Luxemburg. „Die Berater:innen der Banken müssen umfassend hinsichtlich nachhaltiger Finanzprodukte geschult werden. Vor allem müssen klimaverträgliche Anlageprodukte, die im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen investieren, zum Standard bei den Luxemburger Banken werden.“

Bislang konnte die europäische Gesetzgebung für ein nachhaltiges Finanzwesen dem Greenwashing im Finanzsektor keinen Riegel vorschieben. Eine rezente Studie von Greenpeace Luxemburg und Greenpeace Schweiz kommt zu dem Ergebnis, dass es sogenannten nachhaltigen Anlagefonds bislang nicht gelingt, wesentlich mehr Kapital in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft zu lenken als konventionellen Fonds. Dabei ist eine klimafreundliche Wirtschaft ein wichtiger Faktor im Kampf gegen die Klimakrise.

Greenpeace erwartet von der Luxemburger Regierung, dass sie ambitionierte Anforderungen für klimaverträgliche Luxemburger Kapitalanlagen festlegt“, erklärt Myrna Koster, Campaignerin für Klimagerechtigkeit bei Greenpeace Luxemburg. „Die finanzielle Begünstigung von Finanzprodukten, die nicht im Einklang mit den Pariser Klimazielen sind oder anderen Nachhaltigkeitszielen zuwiderlaufen, muss gestoppt werden.“


[1] Insgesamt 19 Testkäufer:innen führten 27 Beratungsgespräche in insgesamt 6 verschiedenen Finanzinstituten durch. Hierzu zählten: Banque de Luxembourg, Banque Internationale à Luxembourg, Banque et Caisse d’Epargne de l’Etat (Spuerkeess), Banque Raiffeisen, BGL BNP Paribas, ING Groep

Der Bericht “Klimaverträgliches Investieren – Ein Beratungs-Check bei Luxemburger Banken – Ergebnisse und Implikationen eines Mystery Shoppings“ steht in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung.

Ein Kurzbriefing ist in französischer und in englischer Sprache verfügbar.