Luxemburg, den 12. Juli 2022 – Anlässlich der in dieser Woche beginnenden Beratungen des FDC über seine Investitionsstrategie für die Jahre 2023-2028 fordern ASTM und Greenpeace eine nachhaltige Anlagepolitik für den gesamten Pensionsfonds mit ehrgeizigen Zielen in den Bereichen Klimaschutz und Menschenrechte. Beide Organisationen beklagen die fehlende Transparenz über den Verlauf des Revisionsprozesses und fordern die Verantwortlichen des FDC auf, die Öffentlichkeit über den Fortschritt der Diskussionen zu informieren und die Zivilgesellschaft in die Beratungen einzubeziehen. Während laut FDC-Jahresbericht 2021 die finanzielle Performance des Pensionsfonds den Referenzwert von 2,46% mit einer Rendite von 12,03% weit übertrifft, erweist sich die Nachhaltigkeitsperformance des FDC nach Ansicht von ASTM und Greenpeace Luxemburg als wenig ambitioniert.

Laut FDC-Jahresbericht 2021 erwägt der Pensionsfonds als Teil seiner Nachhaltigkeitspolitik, bestimmte Indikatoren regelmäßig zu messen, die sich auf die Ausrichtung der Investitionen an das Pariser Klimaschutzabkommen beziehen. Für Greenpeace und ASTM ist die nachträgliche Analyse klimarelevanter Kriterien zwar wichtig, aber nicht ausreichend, um die Investitionen des Fonds mit den Zielen des Pariser Abkommens in Einklang zu bringen. Die beiden Organisationen fordern eine auf das Pariser Abkommen ausgerichtete Anlagestrategie für den gesamten Fonds und seine mehr als 20 Teilfonds. Die Verantwortlichen des FDC müssen sicherstellen, dass das derzeitige Vermögen des Fonds klimaverträglich investiert wird. Das bedeutet, dass alle Fondsmanager dazu verpflichtet werden müssen, im Einklang mit einem 1,5°C-Ziel zu investieren, und nicht nur bestimmte Teilfonds, wie z.B. der im FDC-Jahresbericht erwähnte 500 Millionen Euro “Paris-aligned”-Fonds, der nur einen Bruchteil des investierten Vermögens von 24,6 Milliarden Euro ausmacht. Alle Fondsmanager sollten verpflichtet werden, im Einklang mit einem 1,5°C-Ziel zu investieren. Unternehmen, die keine wissenschaftsbasierten Übergangsstrategien im Einklang mit dem 1,5°C-Ziel verfolgen, müssen von Investitionen ausgeschlossen werden, ebenso wie Unternehmen, die weiterhin die Ausbeutung fossiler Brennstoffe fördern und in umstrittene Aktivitäten verwickelt sind.

Der Fonds konzentriert sich in seinem Jahresbericht erneut fast ausschließlich auf seine Aktivitäten im Klimabereich und ignoriert den sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit, der jedoch eng mit Klima- und Umweltfragen verknüpft ist. Während der Fonds vage andeutet, dass er die Einbeziehung neuer Nachhaltigkeitskriterien analysieren wird, wird die Ausrichtung der Investitionen an internationalen Menschenrechtsstandards wie den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte oder den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen nicht explizit erwähnt.

Darüber hinaus bekräftigt der Fonds seine Bereitschaft, sich weiterhin auf bestehende Strategien wie die Ausschlussliste und das Engagement zu stützen, trotz der Kritik der Zivilgesellschaft an deren mangelnder Transparenz, Kohärenz und Effektivität.

Der FDC geht in seinem Jahresbericht auch über die Anwendung der europäischen Offenlegungsverordnung (“SFDR”) ein. Diese Verordnung verpflichtet Finanzakteure, offenzulegen, wie Nachhaltigkeitsrisiken in die Investitionsprozesse integriert werden. Dem Jahresbericht zufolge haben elf der 25 Teilfonds der SICAV, also rund 50%, keinerlei Ambitionen in Bezug auf nachhaltige Investitionen. Der Fonds gibt an, dass drei Teilfonds in wirtschaftliche Aktivitäten investieren, die zu einem ökologischen und/oder sozialen Ziel beitragen.

Aktivist*innen von Greenpeace Luxemburg stellen zwei gelbe Schilder mit der Botschaft “Caution – Greenwash” am Haupteingang des Hauptsitzes des nationalen luxemburgischen Pensionsfonds auf, um gegen weitere Investitionen in fossile Brennstoffe zu protestieren.


Eine Investitionspolitik, die den aktuellen Herausforderungen nicht mehr gerecht wird

Der FDC erklärt in seinem Jahresbericht, dass er “seine Politik als verantwortungsbewusster Investor schrittweise und in seinem eigenen Tempo weiterentwickeln wird”. Dieses Tempo wird jedoch von immer mehr Akteuren als wenig ambitioniert angesehen.

Im Rahmen eines Ende März veröffentlichten Berichts haben das unabhängige Beratungsunternehmen Nextra Consulting und die NGOs ASTM und Greenpeace Luxemburg aufgezeigt, dass die Nachhaltigkeitspolitik des FDC weitgehend unzureichend ist und dass erhebliche Anstrengungen notwendig sind, um die Investitionen des Fonds an die internationalen Standards in den Bereichen Klima, Umwelt und Menschenrechte anzupassen.

Diese Feststellung wird von der Arbeitnehmerkammer (CSL) geteilt, die kürzlich eine Stellungnahme sowie ein Gutachten zu dem von der Partei déi Lénk eingebrachten Gesetzesvorschlag über den FDC veröffentlicht hat. Die CSL stellt fest, dass “die Investitionsstrategie des FDC bislang von einer gewissen Trägheit angesichts der extremen klimatischen Dringlichkeit geprägt bleibt” und fordert eine ernsthafte Verschärfung der Investitionskriterien des Fonds. Darüber hinaus erklärte die CSL, dass sie “es begrüßen würde, wenn Gewerkschaftsrechte, soziale Rechte und Menschenrechte expressis verbis zu den ethischen Anliegen gehören würden, die vom FDC verteidigt werden”.

Im März dieses Jahres organisierten junge AktivistInnen von Youth for Climate in Zusammenarbeit mit mehreren zivilgesellschaftlichen Organisationen eine Großdemonstration, um die Anpassung der Investitionen des Fonds an das Pariser Klimaschutzabkommen sowie mehr Transparenz und ein Mitbestimmungsrecht für die Beschäftigten des Privatsektors zu fordern.