Der IPCC-Bericht unterstreicht die Dringlichkeit strengerer nationaler und internationaler Klimaschutzmaßnahmen.

Luxemburg, 9. August 2021Heute hat der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) [1] seinen Bericht über die „Naturwissenschaftlichen Grundlagen“ des Klimawandels vorgelegt. Dieser Bericht ist der erste von drei Berichten, die der IPCC im Laufe des kommenden Jahres im Rahmen seines 6. Sachstandsberichts veröffentlichen wird. Er [2] fasst die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber zusammen, wie unser Klima sich verändert hat und warnt eindringlich vor dem, was uns erwarten wird, wenn keine dringenden Maßnahmen ergriffen werden. Angesichts der Erkenntnisse des IPCC fordert Greenpeace die luxemburgische Regierung auf, den Klimaschutz endlich zu ihrer obersten Priorität zu machen. Insbesondere im Hinblick auf die bevorstehende UN-Klimakonferenz (COP26) in Schottland müssen die politisch Verantwortlichen in Luxemburg für alle Bereiche unserer Wirtschaft und Gesellschaft weitreichende und verbindliche Klimaschutzmaßnahmen beschließen.

Überschwemmungen, Hitzewellen, Dürren, Stürme – Nachrichten über extreme Wetterereignisse weltweit bestimmen die Schlagzeilen in diesen Wochen. Tote und Vermisste, Menschen, die ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben, zerstörte Häuser, ganze Stadtviertel, die wieder aufgebaut werden müssen: diese extremen Wetterereignisse, wie man sie auch in Luxemburg erleben konnte, nehmen zu. Die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, dass der Klimaschutz ganz oben auf der politischen Agenda stehen muss und dass sofortiges und entschlossenes Handeln erforderlich ist.

Die Überschwemmungen in unserem Land müssen ein Weckruf für die Gesellschaft sein. Unsere politischen Entscheidungsträger*Innen müssen endlich aufwachen und die Dringlichkeit des Klimanotstands, in dem wir uns befinden, anerkennen ,” erklärte Frank Thinnes, Klima- und Energiekampaigner bei Greenpeace. “Es ist noch nicht zu spät, doch das Zeitfenster, in dem die schlimmsten Folgen des Klimawandels verhindert werden können, schließt sich schnell”.

Copyright: Fred Meys

Seit der Veröffentlichung des letzten Gutachtens (WG1/AR5) vor 8 Jahren hat sich die globale Oberflächentemperatur stark erwärmt. Der Anstieg des Meeresspiegels und der Meereisverlust haben sich beschleunigt. Dem AR6 zufolge ist es eindeutig, dass der Einfluss des Menschen die Atmosphäre, die Ozeane und das Land erwärmt hat. Angesichts dieser dramatischen Erkenntnisse muss sich Luxemburg sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene für strengere Klima- und Energieziele einsetzen. Im letzten Monat hatte die EU-Kommission ein Maßnahmenpaket vorgeschlagen, um die Netto-Treibhausgasemissionen der EU bis 2030 um mindestens 55% gegenüber 1990 zu senken. [3] Damit das Ziel, die globale Erwärmung auf maximal 1.5°C zu begrenzen, noch erreicht werden kann, müssen nach Schätzungen der Vereinten Nationen [4] die weltweiten Treibhausgasemissionen jedoch um mindestens 7,6% pro Jahr gesenkt werden, was für die EU einer absoluten Reduktion von mindestens 65% bis 2030 entspricht [5].

Auch die nationalen Klima-und Energieziele müssen deutlich ambitionierter werden. Mitte Juli hat die Regierung im Rahmen der nationalen Gesetzgebung die sektorielle Lastenteilung für Verkehr, Industrie- und Energieproduktion, Gebäude, Landwirtschaft und Abfallmanagement im Ministerrat verabschiedet, durch die eine Reduktion der Treibhausgasemissionen von 55% bis 2030 erreicht werden soll. Es bleibt jedoch fraglich, ob angesichts der flexiblen Mechanismen, die es ermöglichen, jährliche Reduktionen in den einzelnen Sektoren auf die folgenden Jahre oder auf andere Sektoren zu verschieben, diese Ziele fristgerecht erreicht werden können.

Nicht nur die Sektoren, die für die nationalen Emissionen verantwortlich sind, sondern auch Luxemburgs Finanzindustrie muss seine Verantwortung beim Klimaschutz übernehmen. Denn über ihn fließen Tausende Milliarden Euro in die weltweite Wirtschaft und verursachen dort durch die wirtschaftlichen Aktivitäten ein Vielfaches der nationalen Treibhausgasemissionen. Doch bislang nimmt die Luxemburger Regierung die Finanzindustrie des Landes in Punkto Klimaschutz nicht in die Pflicht, obwohl dies auch in Anbetracht der finanziellen Risiken, die mit Investitionen in fossile Energieträger und andere emissionsintensive Sektoren verbunden sind, dringend geboten wäre.

Die luxemburgische Finanzindustrie muss die Finanzierung der Klimakrise beenden und ihre Investitionsentscheidungen an den Zielen des Pariser Abkommens ausrichten”, erklärte Martina Holbach, Kampaignerin für Klimagerechtigkeit & Finanzen bei Greenpeace Luxemburg. ” “Die Weltwirtschaft muss in den nächsten Jahren eine tiefgreifende Transformation zu nachhaltigen, emissionsarmen Produkten und Produktionsprozessen durchlaufen. Dem Finanzsektor kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

Bereits in seinem letzten Bericht [6] über die Auswirkungen des Klimawandels im Jahr 2014 warnte der Weltklimarat, dass der globale Temperaturanstieg – derzeit mehr als 1,2°C über dem vorindustriellen Niveau – zu einer Zunahme an extremen Wetterereignissen führen wird. Wissenschaftler sagen voraus, dass im schlimmsten Klimaszenario Überschwemmungen bis zum Jahr 2100 14-mal häufiger vorkommen werden [7], während Ökonomen schätzen, dass sich die jährlichen Kosten des Klimawandels bis 2025 auf 1,7 Billionen US-Dollar belaufen werden [8], ohne Berücksichtigung der menschlichen Verluste, unter denen vor allem die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft leiden werden.

Dies ist bereits der sechste IPCC-Bericht, der auf die Notwendigkeit von dringenden Maßnahmen aufmerksam macht, doch die notwendige Kehrtwende in der Klimapolitik bleibt immer noch aus“, fügte Frank Thinnes hinzu. ” “Die Regierung muss sich endlich der Realität stellen. Wir müssen dem Klimawandel mit der gleichen Entschlossenheit begegnen wie der Covid-Krise. Andernfalls waren die extremen Wetterereignisse der vergangenen Wochen nur ein Vorgeschmack auf das, was uns in Zukunft erwarten wird.”


[1] Die Aufgabe des Weltklimarats IPCC besteht in der regelmäßigen Bereitstellung von Berichten über den aktuellen Wissensstand bezüglich des Klimawandels, um Regierungen auf allen Ebenen mit Information zu versorgen, die sie zur Entwicklung ihrer Klimapolitik nutzen können. Der von führenden Klimawissenschaftlern aus der ganzen Welt verfasste 6. IPCC-Sachstandsbericht fasst die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber zusammen, was mit unserem Klimasystem geschieht und wohin wir uns bewegen, je nachdem, in welchem Umfang und wie schnell wir handeln.

[2] IPCC Assessment Report 6, WG1

[3] European Commission, “European Green Deal: Commission proposes transformation of EU economy and society to meet climate ambitions”, 14. Juli 2021.

[4] UNEP, . Emissions Gap Report 2019. Executive summary. . United Nations Environment Programme, Nairobi.

[5] Greenpeace European Unit, “Hot air balloon activists blast EU’s inflated climate promises”, 10. Dezember 2020.

[6] Climate Change 2014 Synthesis Report Summary for Policymakers

[7] Damian Carrington, “Catastrophic floods could hit Europe far more often, study finds”, The Guardian, 21. Juli 2021.

[8] Les Echos, “Climat : l’inaction coûte plus cher que des mesures fortes”, 30. März 2021.

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