Lokale indigene Gemeinden lehnen Ausweitung der Mine ab

Luxemburg, 30. Juni 2021 Heute Nachmittag versammelten sich Greenpeace-Aktivisten vor dem Unternehmenssitz von ArcelorMittal in Luxemburg-Stadt, um in Solidarität mit den Inuit-Gemeinschaften zu protestieren, die von den Umweltauswirkungen einer Eisenmine in der kanadischen Arktis betroffen sind. Die Inuit weisen auf die schädlichen Auswirkungen der Mine auf Meeressäuger, auf Kalbungsgebiete der Karibus und auf ihr angestammtes Land hin. Die Eisenmine wird von Baffinland, einem Unternehmen im Miteigentum von ArcelorMittal, betrieben. Baffinland ist einer der wichtigsten internationalen Eisenerzlieferanten von ArcelorMittal.

“Unsere Lebensweise als Inuit und unsere Rechte als indigene Völker sind durch den Betrieb dieser Mine bedroht”, sagte Lori Idlout, Anwältin der Nuluujaat Land Guardians, einer Gruppe von Inuit, die sich aus Protest gegen die Mine gebildet hat, von ihrem Zuhause in der kanadischen Arktis. “Die Tiere der Arktis, die wir lieben und von denen wir abhängig sind, sind ernsthaft in Gefahr. ArcelorMittal ist Eigentümer, Kunde und Finanzier dieser Mine und verantwortlich für einen umweltfreundlichen Betrieb und die Achtung unserer Rechte als Inuit“.

Die Aktivisten trugen Transparente mit der Aufschrift “ArcelorMittal: Respect Indigenous Right und “Respect Inuit Or Leave. Das letztgenannte Banner wurde von Christi Belcourt entworfen, einer indigenen Künstlerin, die in Kanada lebt und arbeitet.

Copyright: Christi Belcourt

Die Mary-River-Mine liegt im arktischen Archipel im Norden Kanadas, in der Nähe von wichtigen Narwal-Kalbungsgebieten und wichtigen Erntegebieten. Sie wird von der Baffinland Iron Mines Corporation betrieben, einem Unternehmen, das sich im Miteigentum von ArcelorMittal und The Energy and Minerals Group, einer US-amerikanischen Firma, befindet.

Baffinland möchte die Eisenerzproduktion von 6 Millionen Tonnen pro Jahr auf 12 Millionen Tonnen pro Jahr ausweiten und schlägt ein Novum für die kanadische Arktis vor: eine 100 km lange Eisenbahnlinie, die Eisenerz zu einem Hafen in Milne Inlet, Nunavut, transportieren soll und die dabei eine wichtige Karibu-Wanderroute kreuzt. Dieses Erweiterungsprojekt wird derzeit von den Behörden geprüft. ArcelorMittal hat eine Option, zusätzliches Eigenkapital für die vorgeschlagene Erweiterung bereitzustellen.

“Wir mögen weit von Kanada entfernt sein, aber die Entscheidungen des hier in Luxemburg ansässigen Stahlgiganten ArcelorMittal wirken sich direkt auf das kanadische Ökosystem aus, von dem die Inuit-Jäger für ihr Überleben abhängen”, sagte Myrna Koster, Climate Justice Campaigner bei Greenpeace Luxemburg. “Als Mitglied der “ResponsibleSteel”-Initiative fordern wir ArcelorMittal auf, die Interessen der Inuit-Jäger zu respektieren und zukünftige Investitionen in das Baffinland-Projekt und dessen Ausbau abzulehnen oder zu reduzieren”.

Copyright: Anaïs Hector

Die Luxemburger BürgerInnen unterstützen mit überwältigender Mehrheit einen Gesetzesvorschlag, der dazu führen soll, dass luxemburgische Unternehmen verpflichtet werden, Umweltschäden oder negative Auswirkungen auf die Menschenrechte in ihren Lieferketten zu verhindern. Greenpeace Luxemburg fordert in Folge dessen die luxemburgische Regierung als Minderheitsaktionär von ArcelorMittal auf, sich der Erweiterung der Mary River Eisenmine auf Baffin Island zu widersetzen.

Die Erweiterung der Mine hat aufgrund der negativen Auswirkungen auf die Umwelt und die Tierwelt starke Kritik von lokalen, regionalen und territorialen Inuit-Organisationen hervorgerufen. Die Inuit-Gemeinschaften sind für ihre Ernährung und Kultur auf die arktische Tierwelt angewiesen und sind zutiefst besorgt über die möglichen Auswirkungen der geplanten Erweiterung auf ihre Lebensweise. Sie sind nicht gegen jeglichen Bergbau, wollen aber, dass dieser auf eine sozial und ökologisch verantwortliche Weise durchgeführt wird.

Anfang Februar blockierten die Nuluujaat Land Guardians eine Woche lang die Mine, um gegen das Vorgehen von Baffinland und dessen Weigerung, auf die Bedenken der Inuit einzugehen, zu protestieren.

ArcelorMittal ist Mitglied der ResponsibleSteel-Initiative, zu deren Grundsätzen es gehört, das Recht indigener Völker auf freie, vorherige und informierte Zustimmung (Free, Prior and Informed Consent, FPIC) für Projekte, die ihre Rechte betreffen, zu respektieren.


Anmerkungen:

Laut den jüngsten Einreichungen von ArcelorMittal bei der U.S. Securities and Exchange Commission (SEC):

  • Baffinland ist einer der wichtigsten internationalen Eisenerzlieferanten von ArcelorMittal (S. 60).
  • Zum 31. Dezember 2020 hielt ArcelorMittal einen Anteil von 25,23% an Nunavut Iron Ore Inc., der Muttergesellschaft von Baffinland Iron Mines. Die Energy and Minerals Group besitzt den restlichen Anteil an Nunavut Iron Ore (S. 95).
  • ArcelorMittal hat die Option, bis zu 85 Millionen US$ an Eigenkapital für das Erweiterungsprojekt von Baffinland bereitzustellen (S. 95).

Der ResponsibleSteel-Standard enthält ein Kriterium zur Einholung der freien, vorherigen und informierten Zustimmung von indigenen Gemeinschaften für Aktivitäten, die sich auf ihre Rechte auswirken können (S. 59-61).

Erhalten Sie hier die Erfahrungsberichte von lokalen Inuit-Jägern und -Ältesten, die die erheblichen Umweltauswirkungen der Mary River-Mine dokumentieren.

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