Luxemburg, 27. Januar 2021 – Eine neue unabhängige Analyse [1] zeigt, dass Luxemburgs Fondsindustrie, die zweitgrößte der Welt, die globale Klimakrise finanziert. Ein heute von Greenpeace Luxemburg veröffentlichter Bericht kommt zum Ergebnis, dass die 100 größten Luxemburger Investmentfonds, darunter Fonds von Blackrock, Goldman Sachs und JP Morgan, Treibhausgasemissionen finanzieren, die zu einer globalen Erwärmung von mehr als dem Doppelten des im Pariser Abkommen festgelegten Obergrenze beitragen könnten. Der Bericht kommt des Weiteren zum Schluss, dass die Branche bei ihren Investitionsentscheidungen keine systematische Berücksichtigung von Klimakriterien vornimmt. Die Analyse offenbart die Diskrepanz zwischen der Imagekampagne des Landes als weltweit führendes Zentrum für nachhaltige Finanzen und der eklatanten Nichteinhaltung der Vorgaben seiner internationalen Klimaschutzverpflichtungen.

Der von zwei unabhängigen Beratungsunternehmen im Auftrag von Greenpeace Luxemburg durchgeführte Bericht legt die Klimaauswirkungen der 100 größten Luxemburger Aktienfonds offen [2]. Diese wurden bezüglich ihrer Klimabilanz, ihrer Ausrichtung an den Klimazielen des Pariser Abkommens und ihrer Exposition gegenüber klimabezogenen finanziellen Risiken bewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die luxemburgische Fondsindustrie durch die Finanzierung von nicht nachhaltigen Unternehmen erheblich zum globalen Klimanotstand beiträgt. Darüber hinaus sind die Fonds in einem erheblichen Maße gegenüber fossilen Brennstoffreserven, insbesondere Kohle, exponiert, was kurz- bis mittelfristig mit hohen Risiken und potenziellen finanziellen Verlusten verbunden ist. 

Luxemburg muss als zweitgrößter Fondsstandort der Welt und als erster in Europa eine Führungsrolle im Kampf gegen den Klimanotstand übernehmen“, sagte Jennifer Morgan, Geschäftsführerin von Greenpeace International. “Die Anpassung seiner Fondsindustrie und seines Finanzsektors im Allgemeinen an die Ziele des Pariser Abkommens zur Bekämpfung der globalen Erwärmung ist der größte Beitrag, den Luxemburg für die Zukunft unseres Planeten leisten kann.”

Die 100 größten in Luxemburg ansässigen Fonds emittieren im Durchschnitt 10% mehr Treibhausgase (THG) als der MSCI World Index [3], der in dem Bericht als Benchmark verwendet wird. Das bedeutet, dass die im Großherzogtum ansässigen Fonds Unternehmen in ihren Anlageportfolios haben, die im Vergleich zu gleichartigen weltweiten Firmen mehr THG-Emissionen verursachen. Im Jahr 2019 waren die Fonds für die Finanzierung von 39 Millionen Tonnen THG-Emissionen verantwortlich [4], was dem Vierfachen der nationalen Emissionen des Landes entspricht. Neben dem Anheizen der Klimakrise setzen kohlenstoffintensive Anlagen die Fonds erheblichen finanziellen Risiken aus. 

Unsere Analyse zeigt, dass die luxemburgische Fondsindustrie überproportional gegenüber Kohle exponiert ist“, sagte Dr. Martin Granzow, der Autor des Berichts. “Kohlereserven sind Im Hinblick auf verlorene Vermögenswerte besonders problematisch, da in einem <2°C-Szenario bis spätestens 2030 ein weitgehender Ausstieg aus der Kohleverstromung erfolgen muss.”

Wenn die luxemburgische Fondsindustrie in Zukunft überlebens- und wettbewerbsfähig sein soll, müssen Verantwortliche des Finanzsektors und politische Entscheidungsträger Maßnahmen ergreifen, um die Finanzindustrie in Einklang mit den Klimaschutzzielen zu bringen sowie klimabedingte Finanzrisiken und die Marktnachfrage nach nachhaltigen Investitionen anzugehen. 

Die politischen Akteure des Landes, die Luxemburg nur allzu gerne als führendes Zentrum für nachhaltige Finanzen proklamieren, müssen den Worten Taten folgen lassen“, sagte Martina Holbach, Kampaignerin für Klima & Finanzen bei Greenpeace Luxemburg. “Wir fordern die Regierung auf, verbindliche Offenlegungspflichten und die systematische Berücksichtigung von Klimarisiken für die Fondsindustrie einzuführen. Die Finanzindustrie an den Zielen des Pariser Abkommens auszurichten ist sowohl eine Notwendigkeit als auch eine Chance für das Land.”


Hinweise für die Redaktion: 

[1] Der gesamte Bericht “The impact of the 100 largest Luxembourg investment funds on climate change” ist in englischer Sprache hier verfügbar. Ein Briefing, das die wichtigsten Ergebnisse zusammenfasst, finden Sie hier.

[2] basierend auf dem verwalteten Anlagevolumen 

[3] Der Morgan Stanley Capital International World Index ist ein um den Streubesitz bereinigter Marktkapitalisierungsindex, der die Performance von Aktien in entwickelten Märkten weltweit messen soll.

[4] Der Bericht berücksichtigt nur die finanzierten Scope-1- und Scope-2-Emissionen, da verlässliche Daten für Scope-3-Emissionen derzeit nicht verfügbar sind. Es ist davon auszugehen, dass die von den Fonds finanzierten THG-Emissionen unter Berücksichtigung der Scope-3-Emissionen um ein Vielfaches höher sind.

Coal Fired Power Plant in the Rhenish Lignite Mining Area. © Bernd Lauter / Greenpeace Machen Sie mit!