Mit der COVID-19-Pandemie hat der Planet in den letzten Wochen eine ernste Krise erlebt, die auf allen Ebenen zu erheblichen Verlusten führte.

Ich bin Professorin für Biologie an der West Attica Universität in Griechenland und Volunteerin bei Greenpeace.

Angesichts der enormen Auswirkungen des Coronavirus auf unser Leben und wohlwissend, dass viele Experten der Ansicht sind, dass die globale Erwärmung und andere Umweltstörungen die Entwicklung neuer Viren wie des Coronavirus SARS-CoV-2 erleichtern könnten, möchte Ich erklären, wie der Klimawandel mit der Übertragung und Ausbreitung von Infektionskrankheiten zusammenhängt.

Die globale Erwärmung könnte die Häufigkeit von Infektionskrankheiten erhöhen

Die steigende globale Durchschnittstemperatur in Verbindung mit dem zunehmenden Anstieg extremer Wetterereignisse könnte zu Änderungen der Jahreszeiten, Geographie und Intensität von Infektionskrankheiten führen.

Aussicht eines Gebäudes in Seoul während einer Sommerhitzewelle.

Überschwemmungen können die Ausbreitung von Infektionserregern wie Insekten, Bakterien und Viren fördern, und steigende Temperaturen und Luftfeuchtigkeit beeinflussen die Entwicklung, das Überleben und die Übertragung von Krankheitserregern und ihren Wirten. Mücken und andere Insekte, die Krankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber und das West-Nil-Virus übertragen, werden bei Erwärmung in neue Gebiete ziehen.

Das West-Nil-Virus beispielsweise trat 1999 erstmals auf der Nordhalbkugel in New York nach einer längeren Hitzewelle, gefolgt von starkem Regen, auf. Erin Mordecai, Professorin für Biologie an der Stanford University, betonte: “Reiche und entwickelte Länder wie die Vereinigten Staaten sind nicht immun.”

Menschliche Eingriffe in die Umwelt haben Auswirkungen auf die globale Gesundheit 

Laut der US-amerikanischen Agentur für internationale Entwicklung sind etwa 75% aller neu und wieder auftretenden Infektionskrankheiten Zoonosen – das heißt, sie stammen von Tieren ab. Dazu gehören unter anderem SARS, die H5N1-Vogelgrippe und das H1N1-Grippevirus. Aufgrund der Klimakrise und des Verlustes ihrer Lebensräume ändern immer mehr krankheitsübertragende Tiere ihr Verhalten und wandern in neue Gebiete aus.

Affen die in Malaysia, in den Batu-Höhlen nach Nahrung in Mülltonnen suchen, nehmen unbeabsichtigt Plastik zu sich das von Touristen weggeworfen wird.

Diese Tatsache, gepaart mit unserer anhaltenden Suche nach alternativen Nahrungsquellen, erhöht die Wahrscheinlichkeit von Interaktionen zwischen Mensch und Tier – und damit das Risiko einer Übertragung. Menschliche Eingriffe in die Umwelt und dessen Veränderung, wie beispielsweise die großflächige Entwaldung des Amazonas, führen nicht nur zu einem Rückgang der Artenvielfalt, sondern zwingen viele Tiere auch dazu, nach neuen Lebensräumen zu suchen. Wilde Tiere nähern sich so immer mehr besiedelten Gebieten und treten dort in engen Kontakt mit unserer Bevölkerung.

Dies bieten die idealen Bedingungen um die Übertragung von Krankheitserregern von Tier auf Mensch zu erleichtern und das Risiko einer Epidemie erheblich zu erhöhen. 

Gedeihende Ökosysteme können die Ausbreitung von Epidemien verlangsamen

Große Lebensräume dienen als natürliche Barrieren um uns vor wilden Tieren zu trennen und voreinander zu schützen.

Eine Fledermaus fliegt über die Um Insel, auch bekannt als Fledermaus Insel, in Sorong, West Papua.

Eine vielfältige und reiche Tierwelt verlangsamt die Ausbreitung von Seuchen, ein Phänomen, das als “Verdünnungseffekt” bekannt ist: Je größer die Vielfalt der Arten ist, desto geringer ist die Dichte potentieller Wirte für ein Virus. Die Variation der Arten  verringert die Anzahl gefährdeter Rassen, was die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung auf den Menschen verringert.

Beeinträchtigte Ökosysteme können uns anfälliger für Krankheiten machen

Laut Kates Jones, Dozentin für Ökologie und Biodiversität am University College London, “bringt uns die Destabilisierung der Urwälder durch Abholzung und Bergbau sowie die rasche Urbanisierung den Tierarten näher als je zuvor “.

Gran Chaco ist nach dem Amazonas der zweitgrößte Wald Südamerikas. Argentinien hat in den letzten 30 Jahren 8 Millionen Hektar Wald durch intensive Viehzucht und Landwirtschaft verloren.

Wir dringen in tropische Wälder und andere Gebiete ein, in denen eine vielfältige Flora und Fauna beheimatet ist – und mit ihr viele unbekannte Viren. Wir fällen Bäume, töten Tiere oder sperren sie in Käfige, um sie auf Märkten zu verkaufen. Wir stören Ökosysteme und berauben Viren ihrer natürlichen Wirte. In diesem Fall kontaminieren sie andere Organismen. Und das ist oft die Spezie Mensch.”

Die Weltgesundheitsorganisation untersucht, wie sich die Übertragungswege infolge des Klimawandels ändern werden. Um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Übertragung und Ausbreitung von Infektionskrankheiten so weit wie möglich vorhersagen zu können, müssen wir mehr über die komplexen Beziehungen zwischen Ursache und Wirkung erfahren, um dieses Wissen mit Hilfe integrierter Modelle nutzen zu können.

Nach dieser Katastrophe werden wir die Gelegenheit haben, eine neue Welt aufzubauen

Soziale Distanzierung ist ein Opfer, das wir für das Gemeinwohl bringen müssen. Selbst wenn diese Krise einige von uns physisch distanziert, sehen wir, dass unser Gemeinschaftsgefühl zunimmt, weil wir das tun, was in dieser Gesundheitskrise notwendig ist.

Maßnahmen der Regierungen zur Förderung eines nachhaltigen Übergangs riskieren durch die globale Finanzkrise infolge der Coronavirus-Pandemie untergraben zu werden. Regierungen müssen drastische Maßnahmen ergreifen, um eine Welt aufzubauen, in der Mensch und Natur an erster Stelle stehen.

Lia Patsavoudi ist Professorin an der Universität von West-Attika und Volunteer bei Greenpeace Griechenland.


Literaturhinweise

  1. What could warming mean for pathogens like Coronavirus? by Chelsea Harvey, Scientific American March 9, 2020.
  2. How Climate Change is Exacerbating the Spread of Disease by Renee Cho. State of the Planet. Earth Institute, Columbia University, 2014.
  3. How does climate change affect disease? by Rob Jordan, Stanford Woods Institute for the Environment, 2019.
  4. Deforestation and threats to the biodiversity of Amazonia. IC Vieira et al. Braz. J.Biol.68, 949-956, 2008.
  5. Climate change and infectious diseases, World Health Organization 2020.

Quelle Artikel: Greenpeace International

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