Der französische Atompark ist in die Jahre gekommen. Zwei Drittel der Reaktoren werden bald die Altersgrenze von 40 Jahren erreicht haben, die maximale Betriebsdauer, für die sie konzipiert wurden. Doch der französische Stromanbieter EDF und die französische Regierung setzen alles daran, die Laufzeit der Atomanlagen um 10 oder 20 Jahre zu verlängern. Für Greenpeace ist diese Entscheidung zu riskant, gefährlich und teuer.

Hier sind 9 Gründe, die gegen eine Laufzeitverlängerung französischer Atomkraftwerke nach 40 Jahren  sprechen.

1. Kernkraftwerke wurden nicht für eine Lebensdauer von mehr als 40 Jahren konzipiert oder getestet. Die Reaktoren wurden von Ingenieur:innen für eine Laufzeit von 30 bis 40 Jahren entwickelt und die Materialeigenschaften und deren Belastbarkeit wurden für die gleiche Zeitspanne berechnet. Das heißt, es wurde nie getestet, ob die Reaktoren auch darüber hinaus betrieben werden können. Nach einer Laufzeit von 40 Jahren treten die Reaktoren also in eine nicht von den Ingenieur:innen vorhergesehene Alterungsphase ein, die von der Atomindustrie nicht reguliert wird.

2. Kernkraftwerke, ihre Materialien und ihre technische Ausstattung altern schlecht, was die Leistung der Reaktoren beeinträchtigt. Im Laufe der Zeit verschleißen die Bauteile: Einige verkalken oder verrosten, andere werden porös, undicht und brüchig. Diese Altersbeschwerden beeinträchtigen die Leistung und Widerstandsfähigkeit der kerntechnischen Ausrüstung und können zu schweren Ausfällen führen.

3. Einige wichtige Bauelemente verschleißen, sind aber nicht austauschbar.
Alle Bestandteile nutzen sich mechanisch ab und werden brüchig. Dies gilt insbesondere für den Reaktordruckbehälter, wo sich der Brennstoff befindet, der durch die Bestrahlung immer empfindlicher wird. Ein Riss bei einem in Betrieb befindlichen Reaktor würde zu einer nuklearen Katastrophe von der Größe der Unfälle in Tschernobyl oder Fukushima führen. Dennoch ist es nicht geplant, die Reaktordruckbehälter alter Reaktoren zu ersetzen.

4. Der Bau der Atomreaktoren wurde in den 1970er und 80er Jahren konzipiert. Einer Zeit vor Tschernobyl, Fukushima, den Terroranschlägen von 2001, Computerhacking, dem Klimawandel und der Zunahme von Extremwetterereignissen. Der heutige Wissensstand und die Standards haben sich seitdem stark weiterentwickelt. Die Kraftwerke sind für die heutigen Risiken weder ausgelegt noch geschützt.

5. Alte Atomkraftwerke werden nie den neuesten Standards entsprechen. Selbst wenn sie “modernisiert” und “nachgerüstet” werden, werden alte Atomreaktoren nicht die gleichen Sicherheitsanforderungen erfüllen wie ein neu konzipierter Reaktor, wie der EPR in Flamanville. 

6. Jedes Jahr beantragt EDF Ausnahmeregelungen, um die Sicherheitsstandards zu umgehen. Seit Jahren wiederholen sich Verzögerungen seitens EDF und Aufschübe sowie Ausnahmeregelungen werden ausgehandelt, um den Betrieb der Reaktoren trotz erkannter Abweichungen und Unregelmäßigkeiten zu ermöglichen. Trotz dieser Missstände sind die Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten der ASN sehr begrenzt: Wenn EDF die Entscheidungen und Fristen der ASN nicht einhält, drohen dem Unternehmen kaum mehr Konsequenzen wie einem Fahrer, der eine Geschwindigkeitsüberschreitung begeht.

7. Das Risiko ernster Unfälle steigt. Je älter die Kraftwerke werden, desto größer ist das Risiko eines schweren Zwischenfalls. Ende 2014 hatte die ASN bereits Dutzende Zwischenfälle gezählt die im Zusammenhang mit der Alterung, Anomalien und Wartungsproblemen stehen. Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie das Risiko einer Kernschmelze und eines schweren Unfalls erhöhen.

Protest at Nuclear Power Station FessenheimProtest am AKW Fessenheim

8. Atomkraftwerke verschmutzen tagtäglich die Umwelt. Dies mag nicht unbedingt illegal sein, aber oftmals unbeabsichtigt. So zum Beispiel, wenn radioaktive Elemente austreten, die das Grundwasser oder den Boden verschmutzen und kontaminiere. Darüber hinaus entsteht mit jedem Betriebsjahr zusätzlicher hochradioaktiver Atommüll, der für Hunderttausende Jahre oder länger verwaltet und gelagert werden muss. 

9. Die Laufzeitverlängerung von Reaktoren kostet viel Geld, doch wie viel genau, ist noch unklar. Eines ist jedoch sicher: Diese Kosten werden die Stromerzeugung belasten und auf Verbraucher:innen sowie Steuerzahlerinnen abgewälzt werden…

Reaktorblock 1 in Cattenom erreicht bald sein Rentenalter!
Fordern wir gemeinsam seine Stilllegung.

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Quelle Artikel: Greenpeace Frankreich