Eine neue Analyse von Greenpeace Mittel- und Osteuropa hebt die Bemühungen Luxemburgs hervor, Verkehrsmittel für alle zugänglich zu machen. Das Großherzogtum hebt sich mit dieser sozialen und ökologischen Maßnahme deutlich von anderen europäischen Ländern ab. Dennoch hat dies nicht dazu beigetragen, den Verkehr auf den Straßen zu reduzieren, und der erhoffte Umstieg auf andere Verkehrsmittel fand (bislang) nicht statt. Zweifelsohne fehlen noch weitere Puzzleteile zur Lösung der Mobilitätsprobleme in Luxemburg und der Großregion. Schließlich sind die Probleme sowohl ökologischer (Treibhausgasemissionen, Luft- und Bodenverschmutzung usw.) als auch finanzieller Natur (Staus z.B. verursachen hohe Verluste für das Land).

Stau auf Berliner Autobahn

Das eigene Auto bleibt das liebste Fortbewegungsmittel in Luxemburg

Trotz kostenloser öffentlicher Verkehrsmittel bleibt die Anschaffung und die Nutzung eines Pkws für einen Großteil der Bevölkerung relativ erschwinglich, vor allem im Vergleich zu unseren Nachbarländern. Solange der Kauf eines Kraftfahrzeugs weiterhin aus finanzieller Sicht so attraktiv ist, wird seine Nachfrage nicht abnehmen.

Beweis hierfür ist, dass es nirgendwo so viele Neuwagen gibt wie in Luxemburg und dass die Motorleistung sowie der Kraftstoffverbrauch der Fahrzeuge in der Regel deutlich höher sind als anderswo. Zudem ist das Luxemburger Steuersystem nicht darauf ausgelegt, diesen Trend zu bremsen.

Anreize für eine umweltverträgliche Fortbewegung schaffen

Um allen eine möglichst große Bewegungsfreiheit zu ermöglichen und gleichzeitig die immer steigenden Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor zu senken, müssen in Luxemburg nach und nach zuverlässige Alternativen entwickelt werden.

Ein erster Schritt wäre, die Kaufpreise für besonders umweltbelastende Fahrzeuge durch die Einführung einer Zulassungssteuer oder eines erheblichen finanziellen Abschlags (Malus) zu erhöhen.

Auf diese Weise könnten die jährlichen Kfz-Steuern erhöht werden, indem umweltfreundlichere Fahrzeuge begünstigt und benachteiligte Haushalte zusätzlich vor der Steuer befreit werden. Frankreich oder Belgien beispielsweise haben eine Besteuerung eingeführt, bei der Fahrzeuge mit besonders hohem Schadstoffausstoß sanktioniert werden. Wann wird es eine solche Regelung auch in Luxemburg geben?

Darüber hinaus ist der Kauf eines Autos nach wie vor ein Symbol für sozialen Erfolg: Durch weniger Werbung im öffentlichen Raum und die Hervorhebung der wirklichen ökologischen und finanziellen Kosten von Pkws könnte dieser Anreiz zunehmend gemindert werden.

Der Besitz eines oder gar mehrerer Fahrzeuge sollte schrittweise benachteiligt werden. Auch hier kann die Besteuerung eine wichtige Rolle bei der Änderung der Denkweise spielen, indem sie den Besitz eines Zweitwagens versteuert und gleichzeitig die gemeinsame Nutzung eines Fahrzeugs begünstigt. Würde das Carsharing beispielsweise mehr gefördert, weiterentwickelt und attraktiver gestaltet werden, könnte die Anzahl an Fahrzeugen in Luxemburg deutlich verringert werden. Diese Tatsache ist von zentraler Bedeutung, wenn man die Umweltauswirkungen der Herstellung eines einzigen Autos betrachtet, die bei einem Elektromodell sogar noch gravierender sind. Obwohl Elektrofahrzeuge weniger Treibhausgase ausstoßen, verursachen ihre Herstellung und Entsorgung höhere Emissionen.

Die Besteuerung von Dienstwagen, die sich zwar mit der Einbeziehung ökologischer Kriterien positiv entwickelt, sollte ebenfalls überarbeitet werden: Warum sollte eine umweltschädliche Praktik, die nur einen Teil der Bevölkerung begünstigt, weiterhin mit öffentlichen Geldern finanziert werden? Die Freigabe dieses Budgets würde es ermöglichen, effizienter in nachhaltigere Lösungen für alle zu investieren, wobei das Angebot an Zügen oder Bussen für wenig oder schlecht erschlossene Regionen erweitert werden könnte.

Nicht auf der Stelle treten

Kostenlose öffentliche Verkehrsmittel sind zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung. Der Effekt könnte jedoch noch viel bedeutender sein, wenn die Maßnahme mit einer Erhöhung der Kosten für die Pkw-Nutzung kombiniert würde. Der Ausbau des Verkehrsnetzes, Staus, nicht umzukehrende Folgen für unsere Umwelt… Welchen Preis ist unsere Gesellschaft bereit zu zahlen?

Es bleibt noch viel zu tun, um einen echten Wandel herbeizuführen, welcher in Luxemburg auf sich warten lässt. Wir haben keine Zeit mehr für einen Aufschub.