Das letzte Kapitel des sechsten Sachstandsberichts des IPCC ist da. Es ist keine Überraschung, dass in dieser neuen Bestandsaufnahme zum Klimawandel, die sich dieses Mal mit dessen Lösungen zur Eindämmung befasst, darauf hingewiesen wird, dass wir noch nie so viele Treibhausgase ausgestoßen haben wie in den letzten zehn Jahren.
Was uns allerdings hoffen lässt, ist die Tatsache, dass alle Lösungen, um uns vor den schlimmsten Folgen der Klimakrise zu schützen, bereits existieren; sie müssen jedoch dringend weltweit umgesetzt werden. Das Zeitfenster schließt sich immer schneller: Unsere Regierungen und Staatsoberhäupter:innen müssen endlich das Ausmaß der angekündigten Katastrophe erkennen und alles tun, um sie zu verhindern.

Auf direktem Weg zu einer 3,2 Grad wärmeren Welt

Der neueste IPCC-Klimabericht enthüllt alarmierende Zahlen, die die unerträgliche Gleichgültigkeit unserer Politiker:innen aufzeigen:

  • Bis 2030 sollen laut Regierungen doppelt so viele fossile Brennstoffe produziert werden, wie nötig wären, um die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen.
  • Mit der derzeitigen Klimapolitik verlieren wir bereits 2030 das Rennen zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad.
  • Die Menschheit stößt 54% mehr Treibhausgase aus als im Jahr 1990, als die internationalen Klimaverhandlungen begannen. Die Industrieländer haben zwar leichte Fortschritte gemacht, aber nicht ein einziges Land unternimmt ausreichende Anstrengungen, die zur Einhaltung des Pariser Abkommens unternommen werden müssen. Obwohl es in ihrer Verantwortung liegt mit gutem Beispiel voranzugehen, da Sie seit 1850 45% der ausgestoßenen Treibhausgase zu verantworten haben, während es bei den ärmsten Ländern nur 3% sind.

Lösungen zur Minderung der Erwärmung existieren

Um das Pariser Abkommen einzuhalten, müssen wir die weltweiten Emissionen bis 2030 um mehr als die Hälfte reduzieren. Uns bleiben also noch acht Jahre Zeit. Die Herausforderung ist gewaltig, aber machbar.. Der IPCC-Bericht ist sehr klar in Bezug auf seine Lösungen. Um unsere Emissionen zu reduzieren, benötigt es:

  • Energie aus Solar- und Windkraftanlagen,
  • ein Ende der Abholzungen und die Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme,
  • eine verantwortliche Landwirtschaft Ernährung, die auf pflanzlichen Proteinen basiert,
  • eine bessere Energieeffizienz, z. B. durch die thermische Sanierung von Gebäuden, sowie eine generell sparsamere Wirtschaft.

Die meisten dieser Lösungen haben geringe oder gar keine wirtschaftlichen Kosten. Die aktuellen Kosten von Solar- und Windenergie sind beispielsweise mittlerweile gleich hoch oder sogar niedriger als die von Kohle und Gas.

Wind- und Solarenergie: Die beiden Energieträger mit dem größten Potenzial zur Senkung unserer Emissionen bis 2030

Im Bereich Energie ist der IPCC-Bericht eindeutig, wie die Grafik SMP.7 des Berichts (SMP.7: Overview of migration options and their estimated ranges of costs and potentials in 2030) zeigt: Wind- und Solarenergie haben bis 2030 ein mehr als neunmal größeres Potenzial zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen als zum Beispiel Atomkraft, und das bei weitaus geringeren Kosten.

Beim derzeitigen Entwicklungstempo ist es zwingend erforderlich, dass Luxemburg sein Engagement für eine Energiewende beschleunigt, um seine Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien einzuhalten.

Darüber hinaus betont der IPCC die Notwendigkeit einer Politik der Energieeffizienz und des Energiesparens. Auch hier muss Luxemburg mehr Mittel z.B. für die energetische Renovierung von Wohnungen einsetzen.

Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit gehen Hand in Hand

Laut IPCC sind die obersten 10 Prozent der einkommensreichsten Haushalte für 34 bis 45 Prozent der weltweiten konsumbedingten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zwei Drittel dieser Haushalte leben in Industrieländern. Diese Zahlen beweisen die Notwendigkeit, etwas gegen die Ungleichheiten zu unternehmen:

  • Es ist möglich, einen angemessenen Lebensstandard und Wohlstand aufrechtzuerhalten, indem die CO2-Belastung der wohlhabendsten Haushalte verringert wird. Mehr noch: Soziale Gerechtigkeit stärkt die Fähigkeit und die Motivation der Gesellschaft, den Klimawandel abzuschwächen. Dieses soziale Vertrauen ermöglicht den Einsatz einer nachfrageorientierten Klimapolitik. So kann der Konsum von Artikeln mit “höherem Status”, die häufig die Umwelt verschmutzen, durch eine Besteuerung dieser Produkte reduziert werden, ohne den Wohlstand zu gefährden.
  • Unsere Regierungen müssen ebenfalls die internationale Zusammenarbeit mit armen und anfälligen Ländern beschleunigenund zunächst ihre finanziellen Verpflichtungen einhalten: Bis heute sind die jährlich 100 Milliarden US-Dollar, die auf der Cop15 im Jahr 2019 von den Industrieländern versprochen wurden, um die ärmsten Länder bei der Bekämpfung des Klimawandels zu unterstützen, immer noch nicht zusammengekommen.

Mehr Einsparungen, weniger Klimagefahr

Wenn die Regierungen einen umweltfreundlicheren Lebensstil ermöglichen und fördern, könnten im Vergleich zur aktuellen Politik 40-70% weniger Treibhausgase ausgestoßen werden. Es gibt zahlreiche Maßnahmen: die Neuausrichtung der Infrastruktur, die Ermöglichung nachhaltiger Lebensstile, die Förderung fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, die Förderung einer gesunden, vorrangig pflanzlichen Ernährung, die Reduzierung des Flugverkehrs, der Einsatz einer Kreislaufwirtschaft… Für uns ist es sehr wichtig hier hinzuzufügen: Die Reduzierung der Treibhausgasemissionen liegt nicht allein in den Händen einzelner Personen. Die Klimakrise ist ein Resultat unseres Systems, unsere Lösungen müssen es auch sein.

An Geld mangelt es nicht, aber es wird falsch eingesetzt

Der IPCC-Bericht bringt es auf den Punkt: Regierungen und Unternehmen pumpen mehr Geld in fossile Brennstoffe als in die Anpassung an den Klimawandel und dessen Eindämmung. Wenn also die bestehende und zukünftige Infrastruktur weiterhin wie geplant Öl, fossiles Gas und Kohle extrahiert und verbrennt, werden wir in acht Jahren die 1,5 °C-Grenze überschreiten. Die Finanzwelt schenkt den klimabedingten Risiken zunehmend Aufmerksamkeit, unterschätzt sie jedoch weiterhin und investiert nur zögerlich in einen kohlenstoffarmen Übergang. Nur durch politisches Eingreifen können diese Finanzströme neu ausgerichtet werden. Öffentliche Gelder haben auch ihren Anteil: Allein die Abschaffung der Subventionen für fossile Brennstoffe könnte die Kohlenstoffemissionen bis 2030 um bis zu 10% senken.

Ein Hoffnungsschimmer, den sich die Zivilgesellschaft zu eigen machen muss.

Die Zukunft des Klimas fordert unsere Gesellschaft zu einem tiefgreifenden Wandel auf. Dieser Prozess hat bereits begonnen: Die immer geringeren Kosten der erneuerbaren Energien und ihre Leistungssteigerungen sind einer der wichtigsten Hoffnungsschimmer, die uns die Lektüre des IPCC-Berichts vermittelt. In der Tat könnten erneuerbare Energien in naher Zukunft fossile Brennstoffe in den Bereichen Energie, Verkehr, Gebäude und Industrie in einer Geschwindigkeit und einem Umfang ersetzen, die früher als undenkbar galten. Was bleibt, ist, unsere Gesellschaft auf radikale kulturelle und systemische Veränderungen auszurichten, bei denen Energieeffizienz und soziale Gerechtigkeit eine Schlüsselrolle spielen werden.

Klimagerechtigkeit – ein wertvolles Instrument

Die Herausforderung ist groß, denn die reichsten Länder, Unternehmen und Menschen werden sich gegen diese Veränderungen wehren. Das Recht auf eine lebensfähige und gesunde Umwelt ist jedoch ein immer breiteres Anliegen der Menschheit. Ein Beweis dafür ist, dass sich in nur drei Jahren die Zahl der klimabedingten Rechtsstreitigkeiten fast verdoppelt hat. In diesem Zusammenhang kommt der IPCC zu dem Schluss: “Es gibt nun einen wachsenden Konsens unter Akademikern, dass klimabedingte Rechtsstreitigkeiten zu einer mächtigen Kraft in der Klimagovernance geworden sind”. In Frankreich zum Beispiel verurteilte die Justiz den Staat wegen Untätigkeit in Fragen Klimaschutz und forderte ihn auf, seine Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

Seien Sie Teil der Bewegung

Wir leben in einer einzigartigen Zeit, in der sowohl die Probleme als auch die Lösungen wichtiger sind als je zuvor. Uns bleiben acht Jahre, um die weltweiten Emissionen zu halbieren. Mit dem Durchbruch der Solar- und Windenergie haben wir bereits einen Meilenstein erreicht. Es liegt in unserer Verantwortung, uns weiter einzusetzen, um unseren Lebensstil zu ändern und von den Regierungen zu verlangen, aus fossilen Brennstoffen auszusteigen, erneuerbare Energien zu entwickeln, eine gesündere Landwirtschaft und Ernährung zu fördern, die die Grenzen des Planeten respektiert, und unsere Wälder und unser Land zu schützen. Setzen wir uns gemeinsam für eine Zukunft ein, die den Rechten und Bedürfnissen aller entspricht statt der Gier einiger weniger.

Unser Team setzt sich zu 100% gegen die Bedrohungen der Umwelt ein und arbeitet insbesondere daran, dass Ökologie und der Klimanotstand einen angemessenen Platz in den demokratischen Debatten erhalten. Ihre Unterstützung ist entscheidend:

Quelle Artikel: Greenpeace Frankreich