Naymen Inuarak ist ein Inuk-Jäger aus Pond Inlet, Nunavut, und ein Gründungsmitglied der Nuluujaat Land Guardians. Inuarak schrieb diesen Kommentar im Namen der Nuluujaat Land Guardians.

Wir sind die Nuluujaat Land Guardians. Wir sind eine Gruppe von Inuit-Jägern und Gemeindemitgliedern aus der Region Nord-Qikiqtaaluk (Nord-Baffin) in Kanada, die sich zusammengeschlossen hat, um unser Inuit-Territorium (Nuluujaat) vor den Tätigkeiten der Baffinland Iron Mines Corporation zu schützen, einem Unternehmen, deren Miteigentümerin die in Luxemburg ansässige Firma ArcelorMittal ist.

Nuluujaat Land Guardians

Die 2. Phase von Baffinlands Erweiterungsvorschlag für die Mary-River-Eisenmine in Nuluujaat würde die Produktion der Mine von 6 auf 12 Millionen Tonnen pro Jahr verdoppeln und den Bau einer neuen Eisenbahnlinie für den Transport des Eisenerzes beinhalten. Dies könnte katastrophale Folgen für unsere Inuit-Gemeinschaften haben, die von der Umwelt und der Tierwelt der Arktis abhängig sind. Die Mine liegt in der Nähe wichtiger Narwal-Kalbungsgebiete, und die Eisenbahnlinie würde eine wichtige Karibu-Wanderroute kreuzen.

Obwohl sich ArcelorMittal im Rahmen seiner Menschenrechtspolitik zur Achtung der Rechte der indigenen Bevölkerung verpflichtet hat und Mitglied der Responsible Steel Initiative ist, werden unsere Bedenken nicht berücksichtigt. Der Erweiterungsvorschlag wird trotz des klaren Widerstands der Inuit vorangetrieben.

Neben der Tatsache, dass ArcelorMittal Miteigentümerin von Baffinland ist, ist die kanadische Mine einer der wichtigsten Eisenerzlieferanten des luxemburgischen Stahlriesen. ArcelorMittal hat auch die Option, zur Finanzierung des Ausbaus beizutragen. Folglich hat ArcelorMittal großen Einfluss auf das, was Baffinland tut.

Auch die luxemburgische Regierung hat eine Verantwortung, sich gegen diese Expansion auszusprechen. Als Minderheitsaktionär von ArcelorMittal kann sie dazu beitragen, dass das Unternehmen das Richtige tut. ArcelorMittal ist ein Vertreter Ihres Landes in der Welt. Wollen Sie, dass das größte Unternehmen Ihres Landes die Umweltzerstörung und die Verletzung der Rechte indigener Völker unterstützt und davon profitiert?

Die Inuit haben viele ernsthafte Bedenken über den Vorschlag von Baffinland geäußert. Wir fürchten die Auswirkungen, die eine Ausweitung der Produktion auf unsere Umwelt und die Tiere haben wird, auf die wir für unsere Ernährung und unseren Lebensunterhalt angewiesen sind. Unsere Lebensweise hängt von Robben, Narwalen und anderen Tieren ab, und es ist für uns von entscheidender Bedeutung, dass diese Tiere gesund bleiben.

Sie werden jedoch bereits durch die derzeitige Produktion in der Mine beeinträchtigt. Inuit-Jäger und -Älteste haben ernsthafte Auswirkungen auf die Tierwelt beobachtet. Wir sind zutiefst besorgt, dass dieses Erweiterungsprojekt – falls es genehmigt wird – unseren Tieren, unserem Lebensunterhalt und unserer Kultur inakzeptablen Schaden zufügen wird.

Baffinland betreibt die Mary-River-Mine seit 2014.

In dieser Zeit haben wir versucht, im guten Glauben mit dem Unternehmen zu verhandeln, um unsere Bedenken auszuräumen. Wir sind nicht gegen jeglichen Bergbau. Wir wollen nur, dass der Bergbau in einer sozial und ökologisch verantwortlichen Weise betrieben wird, die die Kultur der Inuit und unser Recht respektiert, zu entscheiden, was in unserem Gebiet geschieht.

Die Weigerung von Baffinland, sein schlechtes Verhalten zu ändern, lässt uns nur wenige Möglichkeiten. Deshalb haben wir Anfang Februar letzten Jahres die Mary-River-Mine blockiert, um gegen das Vorgehen des Unternehmens zu protestieren, und spontane Solidaritätsproteste zur Unterstützung unserer Aktionen haben sich in ganz Nunavut verbreitet.

Wir haben diese Aktion nicht auf die leichte Schulter genommen. Wir haben uns dazu entschlossen, weil so viel für uns auf dem Spiel steht. Unsere Kultur und unsere Lebensweise sind mit dem Land verwurzelt. Es geht um unser Recht zu überleben, um unser Recht zu essen und um unser Recht, weiterhin gemäss unserer Überzeugung vom Land zu leben, so wie es die Inuit seit Jahrtausenden getan haben. Es geht um unsere Verantwortung, das Land, das uns ernährt, zu schützen.

Die Solidaritätsproteste breiteten sich aus und erreichten sogar Luxemburg, wo Greenpeace zur Unterstützung unserer Sache vor dem Hauptsitz von ArcelorMittal protestierte. Alles, was das Unternehmen zu sagen hatte, war, dass “ArcelorMittal in direktem Kontakt mit dem Management von Baffinland steht, was die Entwicklung des Mary River-Projekts betrifft”, und sie uns versichern, dass sie “die Gemeinde weiterhin aufklären und einbeziehen werden, um eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden.

AktivistInnen von Greenpeace Luxemburg versammeln sich vor dem Hauptsitz von ArcelorMittal in Luxemburg, um aus Solidarität mit den Inuit-Gemeinden zu protestieren, die von einer Eisenerzmine in der kanadischen Arktis betroffen sind, die von Baffinland, einem Unternehmen im gemeinsamen Besitz von ArcelorMittal, betrieben wird.

Bei allem Respekt, es sind nicht die Inuit, die hier Aufklärung benötigen, sondern die Unternehmen, die in unser Gebiet kommen und unsere Lebensweise bedrohen. Die einzige akzeptable Lösung für uns, die Inuit-Jäger, besteht darin, die Erweiterung abzubrechen. ArcelorMittal, als Aktionärin und Kundin von Baffinland, muss sich aktiv gegen die Erweiterung stellen und die Finanzierung ablehnen. Die luxemburgische Regierung muss ArcelorMittal drängen, das Richtige zu tun. Dies ist notwendig, um unsere Lebensgrundlagen und die Umwelt der Arktis zu schützen.