Der Klimawandel ist nicht mehr nur eine hypothetische Bedrohung, sondern eine Realität, die sich heute direkt vor unseren Augen abspielt. Diese Realität wurde Jahr für Jahr von Tausenden von Wissenschaftlern dokumentiert und untersucht und anschließend vom Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) gewissenhaft analysiert und zusammengefasst. Es ist der erste von drei Berichten, die der IPCC im Laufe des kommenden Jahres im Rahmen seines 6. Sachstandsberichts veröffentlicht hat. Er handelt von den “Naturwissenschaftlichen Grundlagen“ des Klimawandels und fasst die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber zusammen, wie unser Klima sich verändert hat. Die Einschätzungen der Wissenschaft sind noch schonungsloser und beunruhigender als bisher angenommen. Wir haben die fünf wichtigsten Ergebnisse des Berichts für Sie zusammengefasst.

  1. Es ist bewiesen und unabstreitbar, dass der Mensch das Klima beeinflusst
    Es gibt keinerlei Zweifel mehr. Der jüngste IPCC-Bericht bestätigt, was bereits in früheren Berichten festgestellt wurde: Es ist unabstreitar, dass menschliche Aktivitäten verantwortlich für die globale Erwärmung der Atmosphäre, der Ozeane und des Erdbodens sind. Neue tiefgreifende Studien und Daten haben unser Wissen über die Zusammenhänge zwischen den vom Menschen verursachten CO2-Emissionen, dem Klimawandel, extremen Wetterereignissen und dessen Auswirkungen erweitert. Dank neuester Instrumente und präziseren Methoden konnten die Wissenschaftler direkte Zusammenhänge zwischen bestimmten Extremwetterereignissen, wie der sibirischen Hitzewelle in 2020, und dem Klimawandel erkennen.
  2. Der Klimawandel schreitet noch schneller voran als bisher befürchtet
    Seit der Veröffentlichung des letzten IPCC-Berichts im Jahr 2014 hat die Welt eine noch nie dagewesene Erderwärmung erlebt: seit Anbeginn der Messungen im Jahr 1850, wurden keine wärmeren Temperaturen erhoben. In der Geschichte der Menschheit kam es zu keinem Zeitpunkt zu derart akuten Klimaveränderungen wie es in den letzten Jahren der Fall war. Der Anstieg des Meeresspiegels hat sich erheblich beschleunigt (dreimal schneller als im Zeitraum 1901-1971), ebenso wie das Schmelzen der Eiskappen (die grönländische Eiskappe schmolz zwischen 2010 und 2019 sechsmal schneller als im davor liegenden Jahrzehnt).
  3. Kipppunkte mit unvorhersehbaren Folgen werden wahrscheinlich schon bald erreicht werden
    Der IPCC-Bericht unterstreicht, dass tiefgreifende und langfristige Veränderungen bereits unumkehrbar in Gang gesetzt wurden: schmelzende Eiskappen, steigende Temperaturen und Meeresspiegel, Versauerung der Ozeane… Das Ausmaß und die Geschwindigkeit dieser Veränderungen stehen direkt in Zusammenhang mit den CO2-Emissionen, die wir freisetzen. Wenn unsere Emissionen und Temperaturen weiterhin ansteigen, sind Folgen, die bisher als unwahrscheinlich galten, nicht mehr auszuschließen. Mit der Erwärmung des Planeten werden auch höchstwahrscheinlich Kipppunkte (wie das Verschwinden des Amazonas-Regenwaldes oder der antarktischen Eiskappe) auftreten, deren Häufung irreversible und unvorhersehbare Folgen haben könnte.
  4. Noch ist es möglich, die globale Erderwärmung auf maximal 1,5°C zu reduzieren, aber…
    In ihrem 2018 veröffentlichten Sonderbericht über die Folgen einer globalen Erwärmung von 1.5 °C, schätzte der Weltklimarat, dass dieser Grenzwert bereits zwischen 2030 und 2052 überschritten würde, wenn der aktuelle Kurs nicht korrigiert wird. Neuere Studien zeigen jedoch, dass das Zeitfenster sogar noch kleiner ist: Wenn wir nur eine 50 prozentige Chance haben wollen, die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, dürfen wir ab 2020 nur noch 440 Gt CO2 ausstoßen… Allein im Jahr 2019 überstiegen die weltweiten Emissionen 40 Gt CO2. Wenn wir diesen Kurs beibehalten, wird der globale Kohlenstoffhaushalt zur Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5°C bis Anfang der 2030er Jahre erschöpft sein. Technisch gesehen ist das +1,5°C-Ziel immer noch erreichbar, aber die Wissenschaft zeigt eindeutig, dass wir keine Zeit mehr zu verlieren haben.
  5. Untätigkeit und Verzögerungen erhöhen täglich die Risiken
    Der Weltklimarat erinnert uns in seinem jüngsten Bericht erneut daran, dass die Unterschiede zwischen einem Klimawandel bei +1,1°C (dem jetzt erreichten Schwellenwert im Vergleich zur vorindustriellen Zeit), +1,5°C oder +2°C beträchtlich sind. Selbst bei einem Temperaturanstieg von +1,5 °C werden extreme und noch nie dagewesene Wetterereignisse wahrscheinlich häufiger und intensiver auftreten. Jedes Zehntel zählt. Beim derzeitigen Stand der Klimapolitik steuern wir jedoch geradewegs auf ein Katastrophenszenario von +2,9°C zu. Selbst wenn alle Versprechen der Regierungen eingehalten würden, läge die Wahrscheinlichkeit, dass ein Anstieg von 2°C überschritten wird, bei 80 %.

Die Aufgabe des IPCC besteht nicht darin, politische Empfehlungen zu geben oder Maßnahmen vorzuschreiben. Seine sich auf streng wissenschaftliche Erkenntnisse und Daten basierten Aussagen sollten jedoch alle Politiker*Innen zum Handeln veranlassen. Es ist absolut unerlässlich, dass sich die Regierungen einem 1,5°C-Ziel ausrichten und ihre Pläne entsprechend überarbeiten, insbesondere in Hinblick auf die COP26 in Glasgow im November.

Die neuesten Erkenntnisse des IPCC-Berichts erlauben es nicht untätig zu bleiben. Mitte Juli hat die luxemburgische Regierung im Rahmen der nationalen Gesetzgebung die sektorielle Lastenteilung für Verkehr, Industrie- und Energieproduktion, Gebäude, Landwirtschaft und Abfallmanagement im Ministerrat verabschiedet, durch die eine Reduktion der Treibhausgasemissionen von 55% bis 2030 erreicht werden soll (was immer noch unzureichend ist). Ohne strukturelle Maßnahmen sind diese Ziele jedoch sehr schwer zu erreichen und genügen nicht, um die Treibhausgasemissionen auf ein zufriedenstellendes Niveau zu senken.

Der Regierung liegen jedoch alle wissenschaftlichen Elemente vor, um in voller Kenntnis der Sachlage zu handeln. Sie hat keine Ausreden mehr.

Lesen Sie hier den vollständigen IPCC-Bericht: 1. Teil des Sechsten Sachstandsberichts des IPCC (auf englisch)


Quelle Artikel: Greenpeace Frankreich

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