Was bedeutet eigentlich Zero Waste?

In den letzten Jahren hört man immer öfter den Begriff Zero Waste. Aber worum handelt es sich hierbei eigentlich?

Dahinter steckt die Idee, seinen Abfall bzw. dessen Erzeugung so weit wie möglich zu reduzieren. Das Motto eines “Zero Wastlers” ist einfach: Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht. tadaaaaaa! Keine Panik, wir wollen niemanden in die Steinzeit zurück versetzen. Ganz im Gegenteil, jeder kann versuchen seinen Müll zu reduzieren. Zero Waste ist nicht nur ein Trend, sondern wird in Zukunft unseren Umgang mit Abfall gänzlich verändern. Vor allem aber ist es eine grundlegende Lebenseinstellung mit dem Ziel bewusster zu konsumieren und dabei so wenig Müll wie möglich zu produzieren.

Die Zero Waste Bewegung basiert auf diesen 5 Prinzipien: unnötiges verweigern, seinen Konsum auf das Wesentliche reduzieren, wiederverwenden (Gegenständen ein neues Leben verleihen), weiterverwerten (was wir nicht ablehnen, reduzieren oder wiederverwenden konnten) und schließlich Essensreste kompostieren.

Einverstanden, aber wieso dieser ganze Aufwand, fragen Sie sich. Lassen Sie une eine Bestandsaufnahme machen.

Make Something Tag in Hamburg. © Maria Feck / Greenpeace
© Maria Feck / Greenpeace

Zero Waste, eine Modeerscheinung oder eine ökologische Notwendigkeit? Faktencheck.

Allein in Europa werden jährlich zirka 25,8 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert, 60% davon sind Verpackungen und bis zu 500.000 Tonnen landen in unseren Ozeanen.

Plastik alleine ist nicht das Problem… In Luxemburg produziert jeder Einwohner durchschnittlich 533 kg Abfall jeglicher Art pro Jahr, sprich 1,46 kg pro Tag!

Das erschreckende an dieser Zahl ist, dass weniger als die Hälfte davon recycelt oder aufgewertet wird!

Die Studie der luxemburgischen Umweltbehörde „Erzeugung, Behandlung und Vermeidung von Lebensmittelabfällen“ zeigt, dass hierzulande jährlich 70.800 Tonnen Lebensmittelabfälle weggeworfen werden. Mit 118 kg stammt die überwältigende Mehrheit dieser Abfälle von Privatpersonen, wobei rund 48 kg davon komplett vermeidbar wären!

Allein in Luxemburg wird der wirtschaftliche Verlust dieser Haushalte auf 46,5 Millionen Euro pro Jahr geschätzt.

Anstatt also nur unseren Abfall zu trennen, lasst uns doch versuchen von vorne rein weniger Müll zu erzeugen: weniger, aber bewusster konsumieren, ist gut für den Planeten… und für unseren Geldbeutel!

Aber, wo soll man anfangen?

5 Möglichkeiten für einen einfachen Zero Waste Einstieg

Genau so wenig wie Rom an einem Tag erbaut wurde, geschieht der ökologische Wandel nicht über Nacht. Es ist nicht einfach seine Gewohnheiten zu ändern, aber um Ihnen den Einstieg zu erleichtern, haben wir hier ein paar Tipps für Sie zusammengestellt, damit Sie in Ihrem eigenen Temp loslegen können.

1. Bewusster Konsum [vs. Überkonsum]

  • Überflüssiges vermeiden: Denken Sie über die Nützlichkeit von Alltagsgegenständen nach, spenden Sie Ungenutztes, legen Sie alte Gewohnheiten ab und gewöhnen Sie sich neue an. Drucken Sie nur noch das allernötigste aus, lehnen Sie gratis Goodies und Strohhalme ab (erklären Sie Ihrem Kellner weswegen), oder kleben Sie einen „Keine Werbung“-Aufkleber auf Ihren Briefkasten, um die Scharr an umweltschädlichen Werbungen zu vermeiden, die den Wunsch in Ihnen wecken, nutzlose Geräte zu kaufen!
  • Vermeiden Sie den Einkauf von Neuware und denken Sie stattdessen über den Kauf von gebrauchten oder überholten Gegenständen nach. Bei Ihrer nächsten DIY-Aktion mieten oder leihen Sie sich das notwendige Werkzeug doch einfach aus! Ob Arbeits- oder Hifigeräte, Sportausrüstung oder Kleidung – die Herstellung dieser Produkte verursacht oft eine Menge giftiger Abfälle und hinter den meisten importierten Waren verstecken sich unethische Arbeitsbedingungen. Reduzieren Sie Ihre Umweltbelastung indem Sie bereits Vorhandenes wiederverwenden und falls es keine nachhaltige Alternative gibt und Sie doch auf Neuware zurückgreifen müssen, informieren Sie sich vorab über langlebige lokale Angebote – Luxemburg steckt voller Überraschungen!

2. Nachhaltige Produkte [vs. Einwegprodukte]

Hier sind einige Beispiele für wiederverwendbare und ökologische Produkte, mit denen Sie in Ihrem Alltag auf Plastikprodukte verzichten können:

Für die Nomaden unter uns:

  • Trinkflasche – das Must-Have für alle Umweltliebhaber
  • Faltbare Brotdosen, klappbares Besteck, Metall- oder Bambusstrohhalm – um jederzeit eine umweltfreundliche Mahlzeit zu sich nehmen zu können
  • Einkaufsbeutel – bestenfalls immer in Greifnähe, damit Sie nicht auf die berühmte Plastiktüte zurückgreifen müssen

Für Zuhause:

  • BeeWraps – Bienenwachstücher zum Einpacken Ihrer Lebensmittelreste (die nachhaltige Alternative für Alu-Folie und Plastik)
  • Leinen-Kaffeefilter – eine morgendliche Offenbarung
  • Holzbürste, Luffaschwamm – ein 100% natürliches Einschäumerlebnis, egal ob in Ihrer Küche oder Ihrem Bad
  • Oriculi – ersetzen Wattestäbchen (und halten ein Leben lang im Vergleich zu herkömmlichen Wattestäbchen)
  • Menstruationstassen, Periodenunterwäsche, waschbare Damenbinden – für eine gesunde und enstpannte Periode (so wie in der Werbung, aber in echt und ohne Umweltverschmutzung)
  • Waschbare Babywindeln – um giftige Produkte sowie einen großen Haufen Müll zu vermeiden (sprich 3% des gesamten gesammelten Hausmülls)
  • Mehrwegprodukte – Saft, Bier und viele weitere Getränke sind auch oft im Glas erhältlich, fragen Sie Ihren Händler!

3. Unverpackt einkaufen [vs. Verpackungen]

Reis, Nudeln, Hülsenfrüchte, Kaffee, Müsli, Öl, Wein oder sogar Flüssigseife, alles Produkte, die man auch unverpackt einkaufen kann!

Alles was Sie brauchen, sind Ihre eigenen Behälter (Glas, Stoffbeutel etc.), die Sie je nach Lust und Laune befüllen können. Verpackungsfrei einkaufen spart nicht nur unnötigen Müll, sondern ermöglicht es Ihnen auch, genau die Menge zu kaufen, die Sie benötigen!

Für einige Produkte, die normalerweise in Plastikdosen erhältlich sind, finden Sie auch feste Alternativen: Seife, Shampoo, Deo oder Zahnpasta-Tabletten, diese Produkte sind oft viel natürlicher und können sogar in größeren Mengen selbst hergestellt werden.

Hier ist eine Liste einiger Läden in Luxemburg, die Bio-, verpackungsfreie und feste Produkte anbieten:

  • OUNI, das erste verpackungsfreie Bio-Lebensmittelgeschäft in Luxemburg, jetzt auch in Dudelange
  • Eis Epicerie, eine kleine und solidarische Lebensmittelhandlung
  • Mademoiselle Vrac, die perfekte Adresse für Ihren Zero Waste Haushalt und ihre DIY-Projekte
  • Alavita, Bio-Restaurant und -lebensmittelgeschäft in Luxemburg und Junglinster
  • Naturata, die wohl bekannteste Bioladen-Kette in Luxemburg
  • Naturalia, eine unverzichtbare französische Bioladen-Kette
  • Bio- und verpacksfreie Abteilungen im Auchan Cloche d’Or oder der Cora Concorde
  • und selbstverständlich unsere luxemburgischen Bauernmärkte, die lokales und saisonales Bio-Obst und -Gemüse anbieten (sehen Sie sich hier unseren Saisonkalender an, den wir für Sie zusammengestellt haben!)
  • … sicherlich gibt es noch viele weitere Geschäfte in Ihrer Nähe, halten Sie einfach Ausschau!

4. DIY [vs. Industrieprodukte]

Wenn Sie Spaß und Zeit daran haben Dinge selbst herzustellen, kann das DIY (do it yourself) Ihr Leben verändern: Sie können alle Ihre Haushalts- oder Kosmetik-Basics mit endlos anpassbaren Rezepten kreieren. Und vor allem wissen Sie so ganz genau, was drin steckt, denn Sie haben alle Inhaltsstoffe verpackunsfrei eingekauft!

Unsere Favoriten: Stellen Sie Ihre eigenen Spülmaschinentabs mit Zitronensäure her oder Ihr eigenes Zimt-Shampoo, fertigen Sie Ihren eigenen Tawashi-Schwamm aus alten Strumpfhosen an, nähen Sie aus Stoffresten einen Beutel für Ihre Einkäufe oder wie wäre es mit einem selbstgemachten Bienenwachstuch für Ihre Brote… Online finden Sie alle möglichen Tutorials, da bleiben keine Wünsche offen!

Tipp: Wie wäre es, wenn Sie zur Abwechslung einen DIY Workshop mit Ihren Freunden, Bekannten oder der Familie machen? Eine originelle Aktivität, die Spaß macht, zum Nachdenken anregt und jeden noch so langweiligen Sonntag in ein wahres Highlight verwandelt!

Unsere Kollegin Lise schwört zum Beispiel auf dieses Wunder-Deo, das sie vor 3 Jahren auf einem Blog entdeckt hat. Also organisierte Sie zu ihrem 30. Geburtstag einen DIY Deo-Workshop mit nur 4 supereinfachen Zutaten: Backpulver, Sheabutter, Stärke und ein ätherisches Öl ihrer Wahl. Es war der letzte Schrei , alle waren begeistert!

5. Wiederverwenden [vs. wegwerfen]

Tipps gegen weniger Verschwendung

Wussten Sie, dass manche Produkte nie ablaufen? Reis, Nudeln, Honig, Kaffee, Gewürze… Für alle anderen Produkte findet sich immer eine Lösung: alte Obst- und Gemüseschalen, verkümmernde Reste im Kühlschrank, es gibt unzählige Anti-Waste-Rezepte! Eines der bekanntesten ist zweifellos das French Toast, aber sogar Ihre Gemüseschalen können verwertet werden: Hier sind 10 Dinge, die Sie mit Ihren Obst- und Gemüseschalen tun können.

Eine nachhaltige App, ist Food For All (F4A), Sie erlaubt es Ihnen unverkaufte Ware aus Luxemburger Geschäften und Restaurants zu kaufen. Kaufen Sie günstig ein und unternehmen Sie gleichzeitig etwas gegen die Lebensmittelverschwendung!

Und wenn Sie Ihren Pflanzen etwas Gutes tun wollen, verwöhnen Sie sie mit einem 100% natürlichen Dünger, hergestellt aus Ihrem Kompost!


Upcycling (oder “Wiederaufbereitung” auf deutsch)

Bevor Sie Ihre Kleidung, Möbel, oder Elektrogeräte entsorgen:

  • schenken Sie Ihre unerwünschten Gegenstände der Free Your Stuff Luxembourg Community. Spenden und Geschenke machen alle glücklich!
  • wenn etwas kaputt geht: versuchen Sie es zu reparieren! Ob Repair-Cafés oder Upcycling-Workshops, auf sustained.lu oder sila.lu finden Sie viele tolle Anregungen und Ideen.

Auch Geburtstage oder Weihnachtsfeste können tolle Gelegenheiten sein, um aus alten Gegenständen wunderschöne und originelle Überraschungen zu zaubern.

Das CELL oder das Mesa in Esch bieten das ganze Jahr über umweltfreundliche Workshops an.

Sie wollen noch einen Schritt weiter gehen?

Hier sind noch einige tolle Ideen zum Abschluss:

“Zero-Waste” Inspirationen

  • Wie ich 40% meiner Ausgaben reduzieren konnte, indem ich meinen Abfall auf weniger als 1 Liter pro Jahr verringert habe! : 100 Tipps, um Ihr Leben zu erleichtern“ von Béa Johnson.
  • Zero Waste Familie: Der Ratgeber“ von Bénédicte Moret und Jérémie Pichon (er inspirierte sogar die neue Luxemburger Strategie Null Offall Lëtzebuerg).
  • Ein drei minütiges Video unserer Kollegin Esther, mit ganz einfachen Tipps zum Thema Zero Waste. Teilen Sie es mit Ihren Freunden! [Luxemburgische Untertitel verfügbar]

Projekte :

Das Ökodorf Benlu in Esch sur Alzette sucht Designer*Innen und Händler*Innen für ihr ökologisches und originelles Projekt. Wie wäre es mit Ihnen?







Pétition | Loi agraire Machen Sie mit!