Die Fast-Fashion-Modebranche symbolisiert unser gescheitertes Wirtschaftssystems: Ökosysteme werden verschmutzt und zerstört, Menschenrechte werden verletzt, multinationale Unternehmen entziehen sich ihrer Verantwortung, Produkte jeder Art werden immer schneller überflüssig. Glücklicherweise entstehen immer viele Initiativen, die ethische und nachhaltige Mode fördern.

Fast Fashion schadet der Umwelt

Im Gegensatz zu ethischer Mode verursacht die Fast-Fashion-Branche ernsthafte ökologische Schäden. Ein kurzer Überblick.

Polyester, der Fluch der Meere

Polyester, eine aus Erdöl gewonnene synthetische Faser, ist das in der Textilindustrie am häufigsten verwendete Material. Es wird für seine Elastizität, seine Leichtigkeit oder seine geringe Absorptionsfähigkeit geschätzt. Schweiß kann dadurch leicht entweichen.

Das Problem: Beim Waschen lösen sich klitzekleine Plastikmikrofasern, die über unsere Abwasserkanäle in unsere Gewässer und irgendwann in unsere Ozeane gelangen. Jedes Jahr gelangen laut ADEME über diesen Weg umgerechnet 50 Milliarden Plastikflaschen im Meer. Dieser für das menschliche Auge kaum erkennbare Abfall wird von kleinen Meeresorganismen aufgenommen und kontaminiert die gesamte Nahrungskette. Diese Verschmutzung verursacht insbesondere Verdauungsprobleme und Appetitstörungen bei den betroffenen Tieren.

Baumwolle, Königin der Pestizide

Baumwolle ist weltweit das am häufigsten verwendete pflanzliche Material. Trotz der dramatischen Auswirkungen auf die Umwelt werden jedes Jahr 18 Millionen Tonnen davon produziert.

Kein anderer Anbau ist so sehr von Pestizidien befallen wie die Baumwolle. Sie deckt nur 2,5% der weltweiten landwirtschaftlichen Fläche ab, verbraucht jedoch 11% aller Schädlingsbekämpfungsmittel. Außerdem werden auch viele chemische Düngemittel benötigt, die in den Grundwasserspiegel eindringen und das Algenwachstum fördern. Zuletzt benötigt der Anbau von Baumwolle sehr viel Waaser, dieses wird oft aus umliegenden Flüssen, Seen und Grundwasserspeichern umgeleitet, während die Anbauregionen (in China oder Indien) bereits unter einem eingeschränkten Zugang zu Süßwasser leiden. Es wird geschätzt, dass für eine Jeanshose 7.500 Liter Wasser,umgerechnet 50 volle Badewannen benötigt werden.

Ein Modell posiert vor einem Abflussrohr einer Färberei, die nahe gelegene Wasserläufe verschmutzt, Thailand, 2012, © Thitima Bundhumasuta / Greenpeace

Ein Cocktail aus Chemikalien

Zum Färben von Kleidung verwenden Hersteller viele giftige Produkte (Nonylphenolethoxylate, Azofarbstoffe, Phthalate, Formaldehyd), die späterhin in Bächen oder Flüssen enden. Laut der ADEME sind 20% der weltweiten Wasserverschmutzung auf Farbstoffe im Textilsektor zurückzuführen, wodurch unsere Wasserökosysteme weiter geschwächt werden. Um Oberflächen undurchlässig und schmutzabweisend zu machen, werden perfluorierte Mischungen (PFCs) bevorzugt. Diese Chemikalien, die das Fortpflanzungs- und Hormonsystem von Tieren beeinflussen können, sind sehr flüchtig. Während einer Expedition im Jahr 2016 fanden wir sie an den abgelegensten Orten der Welt, in Patagonien oder in den Alpen.

Nachdem Greenpeace Kampagne gegen diese Chemikalien gemacht hat, verabschieden einige Marken diese nach und nach aus ihren Produktionslinien. Dazu zählen jedoch nur 15% der weltweiten Textilproduktion.

Fast-Fashion, ein wachsendes Gefahr für das Klima

Der CO2-Fußabdruck der Modebranche wird auf 1,2 Milliarden Tonnen CO2, rund 2% der weltweiten Treibhausgasemissionen geschätzt. Wenn die aktuellen Kauftrends sich fortsetzen, sprechen wir im Jahr 2050 von 26%!

Diese Prognosen lassen sich insbesondere durch die exponentielle Umsatzsteigerung und den zunehmenden Einsatz von Polyester erklären, das während seines Lebenszyklus dreimal mehr CO2 ausstößt als Baumwolle. Ganz zu schweigen vom Transport: Eine Jeans kann eine Strecke von bis zu 65.000 km zurück legen, bevor sie am Verkaufsort ankommt.Wenn man bedenkt, dass Zara 24 Mal im Jahr eine neue Kollektion auf den Markt bringt…

Die Modebranche tritt Menschenrechte und Arbeitsbedingungen mit ihren Füßen

Ethische Mode ist (auch) eine Branche, die Menschenrechte und Arbeitsbedingungen achtet. Bei der Fast-Fashion-Produktionskette ist dies nicht der Fall.

Indische Bauern machtlos gegen Bayer-Monsanto

In Indien sind 98% der angebauten Baumwolle gentechnisch verändert. Anfang der 2000er Jahre wurden diese genmanupulierten Sorten eingeführt, um die Produktion zu industrialisieren. Vornab die BT-Baumwolle (gentechnisch veränderte Baumwolle). Obwohl die Erträge in den ersten Jahren stiegen (seit Ende der 2000er Jahre befinden sie sich wieder im Fall), profitierten die indischen Bauern nicht von diesem Wachstum – ganz im Gegenteil. Viele mussten neue Kredite aufnehmen, um GVO-Saatgut, Düngemittel und Pestizide zu kaufen, und wurden so abhängig von Saatgutunternehmen wie Bayer-Monsanto. 2006 begingen in der Region VidarbhaTausende von verschuldeten Bauern Selbstmord, indem sie Pestizide schluckten.

Die Gesundheit der Landwirte wird ebenfalls gefährdet: Der rosa Wurm, der sich prinzipiell von Baumwolle ernährt, wurde schnell resistent gegen die gentechnisch veränderte Baumwolle. Dadurch müssen doppelt so viele Düngermittel eingesetzt werden, oft sogar ohne jeglichen Schutz.

In Bangladesch und Pakistan missbrauchte Textilarbeiterinnen

70% der in Europa verkauften Kleidung wird in Südostasien hergestellt, wo die Belegschaft oftmals ausgebeutet wird. In Bangladesch erhalten Arbeitnehmerinnen 0,32 USD pro Stunde, dies entspricht dem niedrigsten Stundenlohn der Welt. Dieser “Wettbewerbsvorteil” hat Indien nach China zum zweitgrößten Textilexporteur der Welt gemacht. Die Arbeitsbedingungen dort sind entsetzlich: 2013 starben bei dem Einsturz des Rana Plaza Gebäudes, in dem Textilwerkstätten untergebracht waren, mehr als 1.000 Menschen. In Pakistan erhalten Angestellte 0,55 USD pro Stunde.

Seit diesem Unfall gibt es in Bangladesch einige soziale Fortschritte, das Modell der liberalen Globalisierung (bei dem Unternehmen das Land mit den niedrigsten Steuer-, Sozial- und Umweltstandards für ihre Produktion auswählen) wird jedoch nicht in Frage gestellt Lösungen? Die Einführung eines verbindlichen internationalen Vertrags, um multinationale Unternehmen für ihre Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Vereinten Nationen und die Europäische Union führen Gespräche über das Gesetz der Fürsorgepflicht, welches 2017 nach jahrelanger harter Arbeit mehrerer Organisationen des Ethikkollektivsin Frankreich eingeführt wurde.

GVO-Baumwollplantage in Indien, 2009, © Peter Caton / Greenpeace

Nachhaltige Mode: Was können Sie tun?

Ethische Mode basiert auf den Werten der Schlichheit, Nüchternheit und Nachhaltigkeit. Zwei Tipps, die von Ihrer Großmutter stammen könnten: kaufen Sie weniger neue Kleidung ein und wählen Sie vor allem qualitativ hochwertige Produkte aus.

Konsumieren Sie (viel) weniger und steigen Sie auf gebrauchte Ware um

Ein Franzose kauft im Durchschnitt 10kg Schuhe und Kleidung pro Jahr. Dennoch tragen wir sehr oft die gleiche Kleidung: 68% unserer Garderobe wurde in den letzten 12 Monaten noch nie getragen. Was wäre, wenn wir uns den Anordnungen der Werbung und dessen Verlockungen widersetzen würden? Ratgeber.

  • Achten Sie auf Ihre Kleidung. Ein kleines Loch in Ihrer Hosentasche? Flicken Sie es (oder lassen Sie es nachbessern) besvor das Loch größer wird. Wie sieht es mit der Reinigung aus? Waschen Sie Ihre Kleidung bei niedrigen Temperaturen und so selten wie möglich um den Verschleiß zu verringern.
  • Stellen Sie sich vor einem Kauf die Frage: “Brauch ich das wirklich?”. Wenn Ihnen die Schuhe wirklich gefallen, warten Sie einige Tage ab um eine Entscheidung zu treffen. Wenn Ihnen ein billiger Artikel gefällt, treten Sie kurz beiseite und fragen Sie sich, ob es der Preis oder das Produkt ist, das Sie anspricht.
  • Überprüfen Sie, ob das, was Sie suchen, auch gebraucht zu finden ist. Jeder Neukauf hat einen ökologischen Fußabdruck. Zum Beispiel stößt die Herstellung eines Polyesterkleides durchschnittlich 56 kg CO2 aus, so viel wie eine 500 km Fahrt in einem Neuwagen. Es entstehen immer mehr Second Hand Läden, ob online oder offline.
Nähwerkstatt in Deutschland, 2017, © Manuela Clemens / Greenpeace

Bevorzugen Sie verantwortungsbewusste Kleidermarken

Wählen Sie beim Kauf eines neuen Kleidungsstücks Qualitätsprodukte, von denen Sie langfristig profitieren können. Der Einkauf wird wahrscheinlich teurer sein, sich aber nach einigen Jahren auszahlen, da Sie ihn nicht ersetzen müssen. Ein spanisches Sprichwort lautet wie folgt: lo barato sale caro (“billige Produkte werden teuer”).

  • Vorsicht vor reduzierten Preisen. Diese verlockenden Angebote verbergen oft die mangelnde Qualität der Produkte. Der französische Verband “Halte à l’Obsolescence Programée” hat gezeigt, dass Strumpfhosen in 72% der Fälle nach sechsmaligem Tragen unbrauchbar sind. Sie sind unmöglich zu flicken, also müssen wir neue kaufen.
  • Lernen Sie Unternehmen und Marken kennen, die wirklich einen ökologischen Ansatz verfolgen (Upcycling, fairer Handel, Standortwechsel, recycelte Materialien usw.). Es ist nicht nur eine Frage des Preises: teure Marken dulden Missstände bei der Produktion im gleichen Ausmaß wie die Fast Fashion Industrie. Aufgrund des hohen CO2-Fußabdrucks von Schaf- und Rinderfarmen, muss mit dem Einkauf von Wolle oder Leder sparsam umgegangen werden.

Das trifft sich gut: die Anzahl an nachhaltigen Modelabelsist in den letzten Jahren explodiert. Um Ihnen bei Ihrer Auswahl zu helfen, hat das Kollektiv Ethique sur l’étiquette einen “kleinen Ratgeber für ethischeres Einkaufen” erstellt.

Ethische Mode: was können Sie noch unternehmen

Wenn Sie alle diese Schritte bereits befolgen, sind hier noch einige Ideen, wie Sie sich darüber hinaus für nachhaltige Mode einsetzen können:

  • Durchforsten Sie Ihre Garderobe auf der Suche nach Kleidungsstücken, die Sie nicht mehr tragen. Es gibt viele Möglichkeiten um Ihrer Kleidung ein zweites Leben zu verleihen: Tauschen Sie Ihre Kleidungsstücke mit Freunden oder Bekannten, spenden Sie sie an eine Wohltätigkeitsorganisation, verkaufen Sie sie oder geben Sie sie in einer Sammelstelle ab. Heutzutage werden nur 36% der Kleidungsstücke ordnungsgemäß recycelt.
  • Setzen Sie sich für einen gerechteren und ökologischeren internationalen Handel ein. Multinationale Unternehmen sollen zur Rechenschaft gezogen werden und es soll weniger Freihandelsabkommen wie das CETA geben, die die Klimakrise verschlimmern. In Zusammenarbeit mit vielen anderen NGOs setzt sich Greenpeace für die Regulierung Unternehmensaktivitäten ein. Schließen Sie sich uns an!
  • Verwenden Sie ökologisches Reinigungsmittel, um unsere Abwasserkanäle frei von Chemikalien zu halten. Achten Sie auf das Europäische Umweltlabel. Sie können auch Ihr eigenes Waschmittel herstellen (hier und hierfinden Sie einige Rezepte).
  • Sparen Sie Energie beim Waschen Ihrer Kleidung. Machen Sie Ihre Waschmaschine so voll wie möglich, wählen Sie den Öko-Modus (dieser braucht oft länger), waschen Sie bei niedrigen Temperaturen und trocknen Sie Ihre Kleidung an der frischen Luft (anstatt in einem Trockner).
  • Lernen Sie nähen, um Ihre Kleidung selbst auszubessern, und sprechen Sie darüber. Ihre Liebsten sowie Ihre Nachbar*Innen werden sich sicher freuen.
  • Informieren Sie sich weiterhin über ethische Mode. Abschließend noch zwei Lesetipps: La mode éthique dans nos dressings (Ethische Mode in unseren Kleiderschränken), ein praktischer Leitfaden, veröffentlicht von „L’Info Durable“, und Une mode éthique est-elle possible ? (Ist ethische Mode möglich?), eine Studie der Soziologin Majdouline Sbai über die Welt der Fast-Fashion.

Quelle Artikel : Greenpeace Frankreich